Phänomene

Einhorn der Meere

Narwal - mit einem Zahn zu Weltruhm

Für manch einen Seemann wird es ein freudiges Ereignis gewesen sein, am Strand Bruchstücke von Hörnern zu finden, bei denen man nicht wusste, zu welchem Tier sie wirklich gehörten. Leicht ließ es sich als Horn des sagenhaften Einhorns zu hohen Preisen verkaufen.

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Der Träger dieses eigenartigen Horns, das in Wirklichkeit ein Zahn ist, ist der Narwal. Narwale gehören wie die Belugas zur Familie der Weißwale. Gemeinsam mit diesen Verwandten besiedeln sie die arktischen und subarktischen Gewässer. Narwale sind sehr gesellig. Die Tiere leben in kleinen Verbänden von zwei bis zehn Familienmitgliedern, die sich zu großen Schulen von Tausenden von Tieren zusammenschließen können. Ihr spindelförmiger vier bis fünf, selten sechs Meter langer Rumpf besitzt keine Rückenflosse und endet in einer gegabelten, zweispitzigen Schwanzflosse.

Das auffallendste Merkmal des Narwals ist allerdings seine Bezahnung. Im Oberkiefer des Jungtiers werden zwei links gewundene, innen hohle Stoßzähne gebildet. Während der rechte Zahn im Oberkiefer steckenbleibt, entwickelt sich der linke zu dem berühmten "Horn", das zwei bis drei Meter lang werden kann und dann etwa acht Kilogramm wiegt. In der Regel bleiben bei dem Weibchen beide Zähne im Kiefer verborgen, doch kann auch einer – oder sogar beide – wie beim Männchen herauswachsen. Dieser Stoßzahn ist recht spröde und bricht leicht ab.

Die Rolle der Stoßzähne innerhalb des Narwalverhaltens gab mancherlei Anlass zur Spekulation. Wozu er wirklich genutzt wird, ist nicht bis heute bekannt. Die glatte Spitze der meisten Stoßzähne lässt vermuten, dass das Tier damit den Meeresboden nach Weichtieren, Würmern und Krebsen aufgräbt. Weitere Theorien wurden aufgestellt – man vermutete, dass der Zahn zur "Speerfischerei" benutzt wurde, als akustische Lanze oder als Angriffswaffe gegen Rivalen und Feinde. Neuerdings geht man davon aus, dass es sich bei dem Horn um ein sekundäres Geschlechtsmerkmal handelt, ähnlich dem Geweih der Hirsche. Der Stoßzahn könnte als sichtbares Instrument im Imponierverhalten, als Droh- oder Kampfwaffe dienen. Stoßzahnspitzen werden manchmal in Köpfen oder sogar im zerbrochenen Ende des Stoßzahnes gefangener Narwale gefunden, so dass Duelle durchaus möglich erscheinen.

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Stand: 15.09.2006

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