Auch ohne das sagenumwobene Ungeheuer ist Loch Ness eine Reise wert. Platz für Geheimnisse scheint dieser See genügend zu bieten. An manchen Stellen ist er mehr als 275 Meter tief. Tief genug, um in ihm ein Gebäude wie den Eiffelturm zu versenken, ohne an der Oberfläche auch nur eine Spur zu hinterlassen. Bei einer durchschnittlichen Breite von zwei Kilometern erstreckt sich der See über 35 Kilometer in der zentralen Längsfurche des Kaledonischen Grabens. Wenn der Besucher dann noch auf der meist nebelbedeckten Wasseroberfläche die Umrisse eines Wesens entdeckt, das es eigentlich gar nicht mehr auf dieser Erde geben sollte…
Nessi ist populär. Wie kaum ein anderes Fabelwesen unserer Tage hat es einen Bekanntheitsgrad erreicht, der weit über die Grenzen seiner ursprünglichen Heimat hinausgeht. Die ältesten Berichte über ein Ungeheuer im schottischen Loch Ness stammen bereits aus dem Jahr 565 nach Christus. Zu einer Berühmtheit, die Wissenschaftler und Touristen gleichermaßen in die entlegene Region Schottlands lockte und lockt, gelangte Nessi jedoch erst nach einer spektakulären Veröffentlichung eines Fotos im "Iverness Courier" im Jahr 1933.
Entdeckung auf der Urlaubsreise
Ein Londoner Ehepaar kam auf einer Urlaubsreise an dem See vorbei, dessen nördliches Ufer nach dem Neubau einer Straße nunmehr nicht mehr von Bäumen und Sträuchern bestanden war. Die Sicht auf die Wasserfläche war frei, und das Foto des Ehepaars Mackay war das erste einer schier endlosen Reihe von Fotos und Dokumenten. Diese Aufnahme, die nach eigenen Angaben aus einer Entfernung von 200 bis 250 Metern gemacht worden war, zeigte ein Wesen mit einem langen gebogenen Hals, der an einem dicken, walähnlichen Körper saß. Dieses Foto war der Startschuss für eine langandauernde und kostspielige Erforschung des Phänomens.
Wissenschaftler stochern im Dunkeln
Probleme gibt es bei der Untersuchung reichlich. Durch seine Länge von 35 Kilometern lässt sich der See nur äußerst aufwendig überwachen, und er ist voll von Torf, so dass man unter dem Meeresspiegel kaum etwas sehen kann. Dennoch rückten verschiedenste Enthusiasten in den sechziger und siebziger Jahren dem See mit Unterwasserkameras, Stroboskopblitzen und Sonargeräten zu Leibe, bis die Erforschung des Sees nahezu vollständig war. Tagsüber waren von erhöhtem Standpunkt aus ständig Kameras auf die Wasseroberfläche gerichtet, nachts Unterwasserkameras.
1975 machte eine Gruppe der Bostoner Akademie der Angewandten Wissenschaften dabei Unterwasseraufnahmen, die ein bräunliches, hässliches Tier mit einem etwa elf Meter langen Körper, einem zweieinhalb Meter langem Hals und einem ausgedehnten Schwanz zeigen könnten. Gänzlich überzeugend waren diese Bilder jedoch auch nicht. In einer Tiefe von 290 Metern vor Urquhart Castle lotete man aber ein ausgedehntes System von Unterwasserhöhlen aus, die für mehrere Exemplare eines unbekannten Ungeheuers Lebensraum bieten könnten.
Stand: 15.09.2006