Seit einiger Zeit existiert nun ein Forschungsansatz, der sich die Überbrückung dieser Lücke zwischen dem Als-ob-Modell von Gary Becker aus den 1970er Jahren und der Realität menschlichen Denkens und Entscheidens vorgenommen hat. Er befasst sich mit Theorien beschränkter Rationalität (bounded rationality), die – kurz gesagt – zeigen, wie in eng definierten Aufgabengebieten einfache Pi-mal-Daumen-Regeln ebenso gut funktionieren wie ausgeklügelte Rechenkalkulationen. Seit Jahren ist bounded rationality (auch smart heuristics und ecological rationality) der Schwerpunkt des Forschungsbereichs Adaptives Verhalten und Kognition (Adaptive Behaviour and Cognition, ABC) am Max- Planck-Institut für Bildungsforschung in Berlin.
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Eines der aktuellen Projekte der ABC-Gruppe befasst sich mit jenen Entscheidungssituationen, die typisch sind für die Wahl von Lebensgefährten, aber auch für Wohnungen oder Gebrauchtwagen. Dabei haben die Wissenschaftler erstmals ein Modell entwickelt, das nicht nur erklärt, nach welcher Logik die Partnerwahl funktioniert, sondern das zugleich auch ein psychologisch plausibles Bild der dabei ablaufenden Prozesse zeichnet.
Der führende Kopf dieser Unternehmung, Peter Todd, hat die ABC-Gruppe im Jahr 1995 zusammen mit dem Psychologen Gerd Gigerenzer gegründet. Mittlerweile erstreckt sich das Netzwerk der Gruppe von derzeitigen und ehemaligen Max-Planck-Forschern über die ganze Welt; einmal im Jahr findet die Gruppe zu einem längeren Arbeitstreffen zusammen. Todd selbst hat im vergangenen Jahr das Berliner Institut verlassen und lehrt nun als Professor für Informatik, Kognitionswissenschaften und Psychologie an der Universität von Indiana. Gemeinsam mit Kollegen aus dem ABC-Netzwerk hat er sich mit einer besonderen Art von Entscheidungsaufgaben befasst, deren verschiedene Optionen nicht simultan verfügbar sind, sondern sukzessive. In der Forschung ist eine solche Entscheidungsaufgabe bekannt als das so genannte „Mitgift-“ oder „Sekretärsproblem“.
Stand: 12.05.2006