Geologie/physische Geographie

Multikulti-See für Alle

Süßwasser im Pazifik?

Etwa 18 Meter über dem Meer liegt knapp zehn Kilometer von der Ostküste entfernt der größte natürliche Süßwassersee Mikronesiens: der Ngardok. Verglichen mit kontinentalen Seen entspricht seine Wasserfläche von 130 Quadratmeter bei einer Tiefe von fünf Metern eher einem Teich – der es allerdings in sich hat. Denn der See ist das Zentrum für eine Vielfalt von mehr als sieben unterschiedlichen Ökosystemen.

Der Ngardok - größter Süßwassersee Mikronesiens © Palauan Conaservation Society

Am Ufer des dunklen Sees wächst fast zwei Meter breit ein Ring aus Wassergräsern. An den Zu- und Abflüssen leiten sie in Feuchtgebiete über, die für Insekten, Schlangen und Fröschen einen eigenen Lebensraum bieten. Nicht nur hier, sondern auch im angrenzenden Sumpfgebiet fühlen sich aber vor allem auch Salzwasserkrokodile besonders wohl. Auch Australische Salzwasserkrokodile genannt, leben sie sowohl im salzigen Wasser der Uferregionen, wie auch im Süßwasser von Flüssen und Seen. Die erwachsenen Tiere werden zwischen zwei und sieben Meter lang, wobei die Arten in Palau nur selten die ausgewachsene Größe erreichen. Zwischen Mai und November kommen sie von der Küste den Ngerdorch Fluss hinauf geschwommen, um am Ngardok ihre Nester in der Regenzeit zu bauen. Erst danach legen sie ihre Eier, damit diese nicht in Überschwemmungen umkommen. Nur die jüngsten Nachkommen werden im Süßwasser aufgezogen, sobald sie alt genug sind, werden sie von den Eltern in das Brackwasser der Mangrovenwälder getrieben. Die Salzwasserkrokodile sind hervorragende Schwimmer und reisen oft auch durch die Rock Islands zur südlichen Insel Peliliu. Forscher haben sogar schon Einzeltiere beobachtet, die mehre tausend Kilometer auf offener See zurückgelegt haben.

Entlang der zufließenden Bäche gehen die Gräser langsam in lichten Uferwald über, der von vielen Palmen aufgelockert ist. Zahlreiche einheimische Vögel sind hier zu Hause, wie die palauanische Frucht-Taube, die Mikronesische Taube und der endemische Palauanische Fächerschwanz. Die Graue Ente bleibt lieber auf dem Wasser oder versteckt sich vor zu aufdringlichen Beobachtern im Grasgürtel des Sees. Anders die tagaktive Frucht-Fledermaus, die auch im grellen Sonnenlicht über dem Ufer entlang gleitet, um dann in den nahen Regenwald abzutauchen.

Der See beherbergt verschiedene Ökosysteme © Daniel Goliasch

Fast überall umgibt dichter Regenwald den Ngardok See. Auf den hohen Bäumen ranken in den Astgabeln Epiphyten und Orchideen, während im unteren Stockwerk die grüne Baumeidechse die mächtigen Baumfarn- und Palmstämme rauf und runter jagt. Immer wieder unterbrechen kleine Savanneninseln den Wald, wo die rote Tropenerde und anstehendes Gestein nur spärlich bewachsen sind. An solchen Lichtungen nehmen bevorzugt Reptilien und Schlangen ein heißes Sonnenbad.

Seit 1997 ist das gesamte Einzugsgebiet des Sees als Ngardok Naturreservat vom Umweltministerium geschützt, um die lebensnotwendigen Frischwasser-Ressourcen zu erhalten und den See vor landwirtschaftlicher Nutzung durch Tarok-Bepflanzung zu bewahren. Die Ramsar Konvention für Feuchtgebiete hat Palau als erste mikronesische Insel aufgenommen und stellt seit 2002 die Einzigartigkeit des Ngardok Naturreservates auch weltweit heraus.

In Zusammenarbeit mit der Palau Conservation Society und dem amerikanischen Forstministerium hat die Ramsar Konvention für das Ngardok Naturreservat einen Managementplan entwickelt. Die gesamte Fläche von 6000 Quadratkilometern wurde eingezäunt und Ranger kontrollieren, dass die Regeln des Reservates eingehalten werden. Touristen können über einen zweistündigen Rundgang die verschiedenen Vegetationszonen kennen lernen und von einem Steg aus die Tiere des Sees beobachten. Allerdings empfiehlt die Naturschutzbehörde einen Führer mitzunehmen, wie die handlich zugeschnittenen Stöcke am Anfang des Weges erahnen lassen.

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Stand: 05.05.2006

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In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

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