Die in Australien lebenden Trockenholztermiten der Art Cryptotermes domesticus sind wählerisch: Auf der Suche nach Fressbarem stöbern diese Tiere immer wieder Holzstücke und Baumreste auf, die sie nach eingehender Untersuchung für gut befinden oder verschmähen.
Fast ausschließlich Funde einer bestimmten Größe sind es, die die Tiere fressen. Wie die Termiten trotz ihrer Blindheit erkennen können, welche Nahrung in Frage kommt, haben Wissenschaftler der Commonwealth Scientific and Industrial Research Organisation (CSIRO) im Jahr 2005 herausgefunden.
Die Insektenforscher um Theo Evans konnten zusammen mit Professor Joseph Lai und seinen Studenten von der Universität von New South Wales zeigen, dass die Termiten die Größe des Holzes mithilfe von Vibrationen bestimmen, die beim Fressen an der potenziellen Nahrung zustande kommen.
Nur Stöckchen mit einem bestimmten „Klang“ und damit einer bestimmten Größe kommen in Frage und werden verspeist. Die Tiere nehmen die Vibrationen, die sie selbst beim Kauen verursachen, über Sensoren an den Fühlern und den Schienbeinen wahr.
Vertauschte Vibrationen
Den entscheidenden Beweis dafür, dass tatsächlich nur die Vibrationen und keine anderen Faktoren für die Auswahl der Holstücke verantwortlich sind, lieferte Evans & Co ein einfaches Experiment: Die Forscher zeichneten die jeweiligen Vibrationen, die die Arbeitertermiten beim Fressen an einem kleinen und an einem großen Fund erzeugten auf und übertrugen sie auf das jeweils andere Holzstück. Prompt kauten die Tiere an dem größeren Holz weiter, während sie das kleinere von da ab ignorierten.
„Viele glauben, dass Termiten gierige Tiere sind, die wahllos jedes Holz fressen, das sie finden“, so Evans. „In Wahrheit jedoch suchen sie ihre Nahrung sehr sorgfältig aus und fressen sehr selektiv. Die Schmackhaftigkeit und Härte einer bestimmten Holzart spielt genauso eine Rolle wie Abwehrsubstanzen, die die Pflanze in ihrem Inneren speichert. Unsere Forschungsarbeiten haben nun gezeigt, dass dies nicht die einzigen Methoden zur Beurteilung der Nahrung sind.“
Tischlein-Deck-Dich hausgemacht
Holz jedoch steht längst nicht bei allen Termiten auf der Speisekarte ganz oben. Im Gegenteil. Es sind lediglich die einfachen, ursprünglichen Arten, die sich dieser schwer verdaulichen und wenig nährstoffreichen Mahlzeit zuwenden. Evolutionär höher entwickelte Termiten dagegen greifen auch auf Pflanzenstreu, Humus oder im Extremfall sogar Tierdung zurück.
Eine ungewöhnliche Methode, um ihren Hunger zu stillen, hat die Termitengruppe der Macrotermitinae entwickelt: Sie halten Sklaven, die sie nach getaner Arbeit „verputzen“. Pilze der Gruppe der Termitomyces sind es, die von den Insekten in besonderen Bereichen des Baus in ausgedehnten Pilzgärten gezüchtet werden, um dann später als Nahrung zu dienen.
Lebensgrundlage für die in dieser Symbiose lebenden Pilze ist ein Brei aus Pflanzenstreu, der bereits von den Termiten vorverdaut und dann ausgebrochen wurde. Sie wandeln diese Kost in pilzliche Biomasse um, die ernährungsphysiologisch viel wertvoller ist , weil sie viele für die Termiten lebenswichtige Aminosäuren und Vitamine enthält. Sind die Pilze reif, werden sie geerntet und zur Fütterung der Larven oder für die Versorgung der Arbeiter verwendet. Mit den Pilzen erhalten die Termiten zudem wichtige Cellulasen, die bei der Verdauung der übrigen, pflanzlichen Kost eine wichtige Rolle spielen.
Forscher haben herausgefunden, dass die Termitomyces eine ganz bestimmte Luftfeuchtigkeit und eng umgrenzte Temperaturbedingungen benötigen, damit sie optimal wachsen. Um diese zu garantieren, haben die Termiten deshalb ihre kolossalen Wohnburgen mit einer raffinierten Klimatechnik ausgestattet….
Stand: 17.03.2006