Von seiner Reise nach Afrika bringt der 23jährige Brehm im Jahre 1852 neben 1.500 ausgestopften Vögeln – darunter 362 Turmfalken und 500 Schafstelzen für seinen Vater – zahlreiche erlegte Säugetiere mit. Zu seinen Mitbringseln gehören aber auch eine zahme Löwin, ein Leopard, ein Gepard, zwei Strauße, zwei Kronenkraniche, ein Adler, drei Pelikane und neun Affen, die für eine Summe von 1.800 Talern an den Berliner Zoologischen Garten gehen.
Weitaus größer jedoch ist die Ausbeute, die Brehm in seinen Reisetagebüchern mit sich führt. Diesen Fundus an Eindrücken und Beschreibungen von Tieren, Pflanzen und Menschen, der fremdartigen Landschaften des Sudans, des Sinai, Nubiens, Kordofans und Ägyptens, hatte er bereits während seiner Reise mit viel sprachlichem Talent niedergeschrieben. Die Aufzeichnungen dienen ihm als Vorlage für sein erstes Prosa-Werk „Reisenotizen aus Nord-Ost-Afrika“.
Mit Reisenotizen zum Doktortitel
Die Erinnerungen an die Afrikareise verfasst er während des Studiums der Naturwissenschaften, für das er sich nach seiner Rückkehr in Jena immatrikuliert. Denn als Brehm wieder nach Deutschland kommt, hat er kein Interesse mehr an einer Architektenlaufbahn. Die dreibändigen Reisenotizen werden ihm nach nur vier Semestern und unter Berücksichtigung seines fünfjährigen „Auslandsstudiums“ als Dissertation zur Erlangung des Doktorgrades in den Naturwissenschaften anerkannt. Für Brehm steht schon zu diesem Zeitpunkt fest, dass er sein Geld als populärwissenschaftlicher Tierschriftsteller verdienen möchte.
Doch nach Abschluss seines Studiums treibt es ihn zunächst wieder in die Welt. Mit seinem Bruder Reinhold unternimmt er eine mehrmonatige Expedition zur Erforschung der Tierwelt auf der iberischen Halbinsel. Finanziert wird die Reise der Brüder durch selbst gefertigte Aktien – jeder Aktionär durfte sich im Nachhinein einen Anteil an Jagdtrophäen und wissenschaftlichen Veröffentlichungen aussuchen.
Nach seiner Rückkehr lässt sich Brehm in Leipzig nieder. Doch anstatt eine akademische Laufbahn einzuschlagen, was dem mittlerweile bekannten und anerkannten Zoologen leicht möglich gewesen wäre, entscheidet er sich für das Dasein als freier Schriftsteller.
Stand: 01.04.2005