Nach der Antike geriet das Mysterium der Nilquellen jahrhundertelang fast in Vergessenheit. Nur vereinzelt versuchten weiße Abenteurer, ins Innere des „dunklen Kontinents“ vorzudringen, das Herz Afrikas blieb ein leerer Fleck auf den Landkarten der europäischen Kartographen. Selbst als die Blütezeit des Sklavenhandels anbrach, gaben sich Spanier, Engländer, Franzosen und andere Europäer zunächst damit zufrieden, die „Fracht“ bequem an den Küsten des Kontinents abzuholen, statt selbst in die unwirtlichen Gefilde des Inneren vorzustoßen. Die meist arabischen Sklavenhändler dagegen drangen auf ihrer Suche nach Beute zwar weit ins Inland vor, hielten ihre Reisewege aus Angst vor Konkurrenz aber streng geheim.
Erst Ende des 18. Jahrhunderts änderte sich die Zurückhaltung der Europäer, nun wollten auch sie vom lukrativen Geschäft mit Sklaven, Gold und Elfenbein profitieren. Die 1788 in London gegründete „Afrika Gesellschaft“ setzte sich als erste die Erforschung des dunklen Kontinents zum ausdrücklichen Ziel. Sie berief sich vor allem auf den menschlichen Drang nach Wissen und der Erweiterung des Horizonts: „Solange so große Teile des Globus der Menschheit unbekannt sind, bildet dieses Unwissen einen Vorwurf an die gegenwärtige Zeit.“
Damit befand sie sich zwar in Übereinstimmung mit den Idealen des damaligen Zeitalters der Aufklärung, aber ganz so lupenrein akademisch war auch ihr Interesse nicht. Für eine weitaus größere Anziehungskraft dürfte der Bericht eines der Gründungsmitglieder gesorgt haben, der aus Timbuktu schrieb: „Das Gold ist hier so reichlich vorhanden, dass es selbst Sklaven tragen. Wenn wir unsere Arbeiter hier einsetzen würden, hätten auch wir bald Gold im Überfluss…“
Zum wissenschaftlichen Entdeckerdrang und dem Streben nach Ruhm und Profit kam noch eine dritte Strömung: Die christlichen Kirchen entdeckten den afrikanischen Kontinent als weiteres Wirkungsfeld für missionarischen Eifer. Nach den Vorstellungen der damaligen Zeit warteten die Menschen Afrikas geradezu darauf, aus ihrer „hoffnungslosen Barbarei und Gottlosigkeit“ gerettet zu werden und den Segen der Zivilisation zu erhalten.
Die Kombination dieser verschiedenen Motivationen und Ziele löste Mitte des 19. Jahrhunderts einen regelrechter „Run“ auf den afrikanischen Kontinent aus. Innerhalb kürzester Zeit brachen zahlreiche Abenteurer, Entdecker und Missionare vor allem aus England, Frankreich und Deutschland nach Süden auf, ins dunkle Herz Afrikas….
Stand: 11.03.2005