„Das Rätsel ist gelöst“?

Spekes zweite Reise zum Viktoria-See

Nach Spekes Bericht von einem weiteren großen See im Inneren Afrikas war die Reaktion der Royal Geographical Society eindeutig: „Speke, wir müssen Sie wieder dorthin zurückschicken.“ Und 1860, knapp ein Jahr nach der Rückkehr der ersten RGS-Expedition, machte sich Speke, diesmal mit Captain James Grant, einem Freund aus seiner Zeit bei der britischen Armee in Indien, erneut auf den Weg nach Ostafrika. Laut Weisung der RGS sollten die beiden den Viktoria-See umrunden, die Quelle des Weißel finden und dann dem Lauf des Flusses bis zur Missionstation Gondokoro nahe dem heutigen Juba im Südsudan folgen.

Der Victoria-See © NASA/GSFC

Zur gleichen Zeit veröffentlichte Richard Burton seinen Bericht über die letzte Expedition und sparte darin nicht an Kritik an seinem Rivalen. Er warf ihm Fehler in seinen Berechnungen vor und war nach wie vor der Meinung, der Nil müsse aus dem Tanganjikasee entspringen. Eine Ansicht, die nicht wenige Geographen mit ihm teilten.

Unbeeindruckt von der harschen Kritik erreichten Speke und Grant nach einer beschwerlichen Reise das Königreich Karagwe an der Südwestseite des Viktoriasees. Grant blieb dort wegen Krankheit zurück, und Speke machte sich allein weiter nach Norden, in Richtung des erhofften Nilaussflusses aus dem See, auf. Am 21 Juli 1862 war es dann tatsächlich soweit: Speke hatte den Viktoria-Nil erreicht. Er folgte ihm eine Woche stromabwärts, bis er zu Wasserfällen kam, die er nach dem Präsidenten der RGS „Ripon-Fälle“ nannte (heute Owens-Fälle). Jetzt gab es für ihn keinen Zweifel mehr: „Aus dem Viktoria-See entspringt jener heilige Fluss, der den Urvater unserer Religion in seinen Armen wiegte.“, beschreibt er später in seinem Reisetagebuch seine Entdeckung.

Wie geplant gelang es Speke, dem Verlauf des Flusses bis nach Khartum zu folgen, wo er bei seiner Ankunft dort Speke sofort ein Telegramm nach London schickte: „Das Rätsel des Nils ist gelöst!“ 1863 kehren Grant und Speke wieder nach London zurück und werden wie Nationalhelden gefeiert.

Doch der Triumph sollte nicht lange anhalten. Spekes noch im gleichen Jahr veröffentlichter Reisebericht stieß auf beträchtliche Kritik und viel Unglauben: Speke hätte, so die Kritiker, zwar den nördlichen und südlichen Teil des Viktoriasees erkundet, aber könne nicht beweisen, dass es sich um einen einzigen See handle. Daher könne es sehr wohl eine Querverbindung zum Tanganjikasee geben. Im Streit um die wahre Quelle des Nil galt dieser nach wie vor als der Favorit. Trotz seiner ausführlichen Berichte und Karten konnte sich Speke nicht gegen seine Kritiker, darunter auch seinen Erzrivalen Burton, durchsetzen. Für mehr als zehn weitere Jahre blieb der Ursprung des Nils Gegenstand heftiger Debatten und behielt sein Mysterium bei…

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Stand: 11.03.2005

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In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Vorstoß in das Herz Afrikas
Die lange Suche nach den Quellen des Nil

Wie die "Stecknadel im Heuhaufen"
Das Mysterium des Nilursprungs

Lebensader Nil
Wiege der Kulturen und Weg ins Innere Afrikas

Profit, Ruhm und "Gottes Auftrag"...
Der Run auf den dunklen Kontinent beginnt

Zum blauen Auge Äthiopiens
Die (Wieder)-Entdeckung der Quelle des Blauen Nils

Aufbruch ins unbekannte Herz Afrikas
Streit um den Kilimandscharo

Zu den großen Seen des Inneren
Die Expedition von Burton und Speke

"Das Rätsel ist gelöst"?
Spekes zweite Reise zum Viktoria-See

Dr. Livingstone, I presume?
Spekes Rehabilitation

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