Intelligente Häuser haben Hochkonjunktur – zumindest auf dem Papier. Glaubt man den Szenarien vieler Magazine, Zeitungen und Fernsehsendungen, steht uns eine schöne neue Technikwelt bevor. Vom sprechenden Toaster bis zum sich selbst füllenden Kühlschrank scheinen uns die digitalen Wunderwerke geradezu alle Wünsche von den Augen abzulesen.
Ein purer Wunschtraum? Nicht ganz. Die meisten dieser Szenarien sind der Realität näher als man denkt. Die Millionen Dollar teure „intelligente Villa“ von Microsoftchef Bill Gates zeigte schon vor einigen Jahren, dass die technischen Voraussetzungen für ein „mitdenkendes“ Haus durchaus vorhanden sind.
Inzwischen ist ein solches intelligentes Haus keineswegs mehr nur den Superreichen vorbehalten, sondern auch für den normalen „Häuslebauer“ erschwinglich. Glaubt man einer Studie des Marktforschungsunternehmens Datamonitor, könnten in den nächsten vier Jahren allein in Europa rund 20 Millionen intelligente Wohn- und Geschäftshäuser entstehen. Eine andere Studie schätzt das Marktvolumen für vernetzte Haushaltsanwendungen auf insgesamt 90 Millionen US-Dollar für rund 150 Millionen Haushalte weltweit. Mit 29 Prozent des Anteils gilt dabei Westeuropa bei den Herstellern sogar als vielversprechendster Markt und liegt im geschätzten Potenzial damit noch vor den USA und Japan.
Auf der alljährlich in Köln veranstalteten „Domotechnica“, einer Messe für Haushaltstechnik, stellen internationale Konzerne ihre neuesten Entwicklungen auf diesem Gebiet vor. Dazu gehören längst nicht mehr nur der Kühlschrank, der seine Temperatur automatisch der eingelagerten Lebensmittelmenge anpasst und das Mikrowellengerät, dass das richtige Programm zum Fertiggericht wählt. Mithilfe eines Netzwerks aus speziellen Bus-Leitungen können auch alle Steckdosen, Schalter und „intelligenten“ Geräte im Haus miteinander verbunden werden – das ganze Haus wird so zu einem vernetzten System.
Gut für die Bewohner….
Die „schöne neue Welt“ der „intelligenten“ Häuser klingt wie eine teure Spielerei oder unnötiger Luxus, aber die Vorteile gehen über einen bloßen Komfortgewinn weit hinaus. Auch wenn in einer Umfrage unter 1.000 Internetnutzern im April 2000 der intelligente Kühlschrank oder die Waschmaschine mit Wäscheerkennung und der Rauchmelder in der Küche ganz oben auf der Wunschliste standen, sehen die Experten noch viel weitere Anwendungen.
Dazu zählt beispielsweise die Möglichkeit, alle Haushaltsgeräte zentral über ein Display oder von außerhalb per Handy zu steuern oder die Unterhaltungselektronik stärker zu vernezten. Doch das größte Potenzial räumen die Experten der Verbesserung in den Sicherheitssystemen und die Nutzung der Technik für alten- und behindertengerechtes Wohnen ein.
…und die Umwelt
Doch ein „maßgeschneidertes“ Haus bringt nicht nur Vorteile für seine Bewohner, sondern, so glauben Experten, dient gleichzeitig auch der Umwelt. Allein durch eine flexible Temperaturregelung, die beispielsweise beim Öffnen der Fenster oder Verlassen eines Raums die Heizkörper automatisch drosselt, verbraucht ein intelligentes Haus bis zu 30 Prozent weniger Energie.
Studien zeigen zudem, dass ein mit einem solchen Steuernetzwerk ausgestattetes Einfamilienhaus schon heute jährlich 7,5 Tonnen Kohlendioxid weniger produziert als Häuser mit konventioneller Gebäudetechnik. Angesichts steigender Energiekosten und immer strengerer Vorschriften für den CO2-Ausstoß könnte dies – mehr noch als der bloße Komfort – die Ausbreitung des „intelligenten Hauses für Jedermann“ vorantreiben. Die Branche müsste boomen. Doch tut sie das?
Stand: 11.02.2005