Es ist Winter, die Temperaturen liegen weit unter Null. Da versagt plötzlich die Heizung. Der Vertragshandwerker wird vom elektronischen Hausmanager per e-Mail über den Heizungsfehler informiert und bekommt eine Sprachmeldung auf sein Handy. Von seinem Heimbüro aus schaut er sich per Internet die aktuellen Daten der Anlage an. Per Fernanalyse wird ihm klar, welche Werkzeuge und Ersatzteile er mitnehmen muss, um die Heizung wieder in Schwung zu bringen.
Vor Ort zeigt ihm sein über Mobiltelefon mit dem Internet vernetzter Notebook-PC die genaue Installation und die aktuellen Daten der Anlage an. Bei Bedarf bekommt er direkt multimediale Unterstützung per Internet vom Hersteller. Zukunftsmusik? Nein, dies ist tägliche Realität in der Testanlage des Zentrums für intelligente Haussysteme, kurz inHaus, in Duisburg.
Werkstatt und Testwohnen in Einem
Mit dem nach dem neuesten Stand der Technik „intelligenten“ Haus verfolgen die Forscher der 17 beteiligten Projektpartner zwei Ziele: Das im April 2001 eröffnete inHaus-Projekt soll technische Lösungen so integrieren, dass alle Bestandteile des vernetzten Gesamtsystems problemlos miteinander und mit dem Internet kommunizieren und effizient zusammenarbeiten können. Und dies obwohl Geräte, Komponenten und Infrastrukturen zum Teil auf ganz unterschiedlichen Standards beruhen und von verschiedenen Herstellern stammen: Technik soll sich mit Technik besser verstehen.
Zum anderen soll es dazu beitragen, die Kooperation von Mensch und Technik zu verbessern. Klaus Scherer vom Fraunhofer Institut für Mikroelektronische Schaltungen und Systeme (IMS) erklärt: „Es soll den Menschen in seinem Wohnumfeld, in seiner Arbeitswelt, in der Kommunikation und in seiner Mobilität wirksam unterstützen: Technik und Mensch sollen sich besser verstehen.“
Geforscht wird dabei nicht nur im eigentlichen Wohnhaus des Projekts, sondern vor allem auch im so genannten Werkstatthaus. In diesem kompletten Forschungs- und Entwicklungslabor können Wissenschaftler aus unterschiedlichen Forschungseinrichtungen, aber auch aus Privatunternehmen, an der Verfeinerung und Vernetzung ihrer jeweiligen Anwendungen und Systeme arbeiten.
Praxistest mit kleinen Hindernissen
Neben den technischen Fragen soll das inHaus aber vor allem eines klären: Wie wirken sich all diese technischen Errungenschaften auf das Leben der Menschen aus? Haben die Systeme, die sich die Forscher in ihren Labors und Werkstätten ausdenken, überhaupt eine Chance beim Verbraucher? Wie es sich in der Praxis im inHaus lebt, testen verschiedene Probebewohner und Bewohnergruppen. Seit Anfang 2002 wohnen sie jeweils für ein bis drei Monate dort und können so alle Vorteile, aber auch Macken und Probleme am eigenen Leib erfahren.
Und die ersten Probleme ließen auch nicht lange auf sich warten: Zum InHaus gehört ein großer Garten, der von Bewegungsmeldern und internet-Kameras rund um die Uhr bewacht wird. Betritt jemand das Areal, werden erst der elektronische Hausmeister, dann die Mitarbeiter und Testbewohner, und schließlich auch eine Wachschutzfirma per E-Mail informiert.
Doch während im ersten Praxistest tagsüber alles planmäßig verlief, schien das System nachts Amok zu laufen: Es hagelte E-Mails an die Wissenschaftler und die Sicherheitsfirma, die Bewegungsmelder signalisierten immer wieder „Eindringling im Garten!“, doch die eilends herbeieilenden InHaus-Mitarbeiter fanden absolut nichts. Der Garten lag jedes Mal ruhig und wie ausgestorben vor ihnen. Erst die permanente Überwachung der Kameras ergab des Rätsels Lösung: Die Aufnahmen zeigten winzige, herumhuschende Schatten – Kaninchen. Offenbar war das Bewegungsraster noch zu grob, eine Anpassung der Technik tat not.
Stand: 11.02.2005