Gifte wie die Senfölbombe der Cruciferen, das Nikotin der Tabakpflanzen oder die auch für den Menschen giftigen Alkaloide der Tollkirsche und des Stechapfel sind längst nicht die einzigen Mittel von Pflanzen als Schutz vor Fraßfeinden. So bildet der beispielsweise der Schwarze Nachtschatten einen Verdauungshemmer, der den Schädlingen im wahrsten Sinne des Wortes auf den Magen schlägt.
Eine noch ungewöhnlichere Methode, um Gegner zu bekämpfen, nutzen dagegen Meeresalgen: Wenn aus einem der vielen Ozeane der Erde mal wieder eine Plankton-Blüte gemeldet wird, sind Kieselalgen oder Diatomeen eigentlich immer daran beteiligt. Die winzigen Einzeller mit ihrer gepanzerten Schale – sie bauen ein Art Gerüst aus Silikaten rund um die Zelle herum – betreiben Photosynthese und stehen in der Nahrungskette des Meeres auf der untersten Stufe. Vor allem bei den Ruderfußkrebsen sind die emsigen Sauerstoff-Produzenten besonders beliebt.
Doch nicht immer sind die gefräßigen Krebse in der Lage, die Kieselalgen vollständig zu vertilgen. Einige Arten vermehren sich besondern im Frühjahr rasant, ohne dass Ruderfußkrebse sie daran hindern können. Sie nehmen dann eine Monopolstellung im Meer ein, die erst zu Ende geht, wenn ihre grundlegenden Nahrungsbestandteile verbraucht sind und andere Algen die Oberhand gewinnen.
Den Wissenschaftlern war es lange Zeit schleierhaft, warum sich die Ruderfußkrebse trotz eines üppig gedeckten „Tisches“ im Frühjahr nicht adäquat vermehren konnten. Einem Internationalen Wissenschaftler-Team ist es nun im Mai 2004 gelungen, dieses Rätsel zu lösen.
Wie die Forscher herausfanden, nutzen die Diatomeen bestimmte chemische Substanzen, um die Populationen der Krebse klein zu halten. Die erzeugten reaktiven Stoffe vergiften zwar nicht die erwachsenen Tiere, sie sorgen aber dafür, dass der Krebs-Nachwuchs sich nicht optimal entwickeln kann und zum Teil schwer wiegende Missbildungen aufweist.
„In dem sich einige der Einzeller opfern, gelingt es ihnen den Rest der Population zu erhalten. Denn die Ruderfußkrebse können den vermeintlichen Nahrungsüberfluss nicht nutzen, ohne ihre Nachkommenschaft zu schädigen“, sagt dazu der Max-Planck-Forscher Georg Pohnert.
Stand: 04.02.2005