Wer heute in das knapp 200.000 Einwohner zählende Kimberley, etwa auf dem halben Wege zwischen Kapstadt und Johannesburg, kommt, wird sich vermutlich kaum vorstellen können, was vor rund 130 Jahren hier los war. An das Diamantenfieber, das damals dort ausbrach, erinnern heute vor allem das Big Hole, das größte von Menschenhand geschaffene Loch der Erde, einige Museen und natürlich die drei verbliebenen Minen.
Dabei hatte alles eigentlich ganz harmlos damit begonnen, dass im Jahre 1867 Kinder beim Spielen einen Stein aufspürten, der verräterisch glitzerte. Weitere Funde einige Jahre später am nahe gelegenen Colesberg Koppje, einem kleinen Hügel in der Region, brachten dann den Diamantenboom so richtig ins Rollen. Nachdem die Meldung über die aufsehenerregenden Entdeckungen über die Zeitungsticker in Europa und Amerika gegangen waren, überschwemmten innerhalb kürzester Zeit bis zu 30.000 Diamantensucher und Glücksritter die Region. Sie machten sich auf die Suche nach den begehrten Rohstoffen für die Schmuckindustrie und wollten damit vor allem eins: reich werden.
Claims wurden abgesteckt, und in Handarbeit durchwühlten die selbsternannten Digger mit einfachstem Gerät die Gebiete, in denen man die ersten Diamanten gefunden hatte. Die Ausbeute war erstaunlich. Aus einfachen Lumpenhändlern oder mittellosen Schauspielern wurden in wenigen Jahren vermögende Diamantenbarone.
Untrennbar verbunden ist der Aufstieg Kimberleys zur Welthauptstadt der Diamanten mit den Namen Cecil Rhodes und Barney Banato. Die beiden hatten sich bereits einen guten Namen und erheblichen Reichtum als Zwischenhändler für Diamanten erworben und erkannten, dass der Boom ein schnelles Ende finden würde, wenn es nicht gelang, neue Diamantenlagerstätten zu erschließen. Denn schon bald war man vielerorts auf der Suche nach den Edelsteinen auf hartes Gestein mit bläulicher Färbung gestoßen, dem Kimberlit, das sich Schaufel und Spitzhacke hartnäckig widersetzte.
Rhodes und Banato beauftragten getrennt von einander geologische Gutachter mit der Untersuchung des „blue ground“, die bald verheißungsvolle Studien vorlegten. Sie versprachen reiche Diamantlager unter Tage und empfahlen das Graben in die Tiefe. Durch die Prognosen ermutigt, begannen die beiden, Claims aufzukaufen und gründeten 1880 und 81 die rivalisierenden Unternehmen De Beers Mining und Kimberley Central Diamond Mining Company.
Dies war der Startschuss für die Massenproduktion von Diamanten in Kimberley, die dazu führte, dass immer mehr offene Minen und Schächte in die Tiefe getrieben wurden. 1888 kam es dann zur Elefantenhochzeit der beiden Gesellschaften: Rhodes verleibte die Banato-Company für fünf Millionen Pfund seinem Imperium ein. Längst hatte damals Südafrika die bis dahin führenden Länder Indien und Brasilien als wichtigste Diamanten exportierende Nationen abgelöst.
Stand: 14.11.2003