Doch nicht nur vor 70 oder 80 Millionen Jahren hatte die Wüste Gobi in Sachen Tierwelt Spektakuläres zu bieten. Auf der von fast allen weißen Flecken auf der Landkarte befreiten Erdkugel ereignete sich noch in den 1990er Jahren eine biologische Sensation. Der Wissenschaftler John Hare war es, der nach wochenlanger Expedition im Auftrag des United Nations Environment Programms (UNEP) in der Wüste Gobi auf ein Wildkamel traf, das sich wunderlich verhielt.
An einer Quelle schlürfte es behaglich so große Mengen an Salzwasser in sich hinein, bis es fast zu platzen drohte. Wissenschaftler von der Universität in Gansu, die das Tier später von Kopf bis Fuß und von den Organen bis zu den Genen auf den Kopf stellten, standen vor einem Rätsel: Wieso konnten die so genannten „baktrischen“ Kamele die salzige Plörre anscheinend problemlos vertragen? Bis heute haben die Forscher dafür keine sichere Erklärung parat.
Hare selbst hat sich mittlerweile fast ganz dem Schutz des baktrischen Kamels verschrieben, von dem es in China und der Mongolei maximal noch knapp 1.000 Exemplare gibt. Die Wildkamele wurden lange Zeit gerne von illegalen Minenbesitzern gejagt, die in der Wüste nach Gold oder anderen wertvollen Metallen suchten. Die Schürfer waren dabei in ihren Methoden nicht besonders wählerisch, um an ein Kamelkotelett zu gelangen. Hoch im Kurs standen vor allem Landminen, die im Boden rund um die wenigen Wasserlöcher vergraben wurden. Viele Kamele, die zum Trinken an die Oasen kamen, explodierten und ihre Überreste landeten anschließend im Kochtopf der Wilderer.
Nicht zuletzt deshalb gründete Hare die Wild Camel Protection Foundation, die mittlerweile in Zusammenarbeit mit anderen Umweltschutzorganisationen bereits erste Erfolge zu vermelden hat. So unterzeichnete die State Environment Protection Administration of China (SEPA) am 18. März 1999 einen Vertrag für ein 65.000 Quadratkilometer großes Schutzgebiet im Nordwesten Chinas. Das in einem ehemaligen atomaren Testgebiet gelegene Arjin Shan Lop Nur Nature Reserve bietet in den Tälern der Kuruk Tagh Mountains, einem Ausläufer des Tien Shan- Gebirges optimale Lebensbedingungen für die Tiere.
Doch das erstaunliche salzwasserresistente Kamel ist längst nicht die einzige zoologische Besonderheit, die die Shamo zu bieten hat. Im mongolischen Altai-Gebirge am nördlichen Rand der Wüste leben noch rund 700 von weltweit insgesamt 5.000 Exemplaren des vom Aussterben bedrohten Schneeleoparden. Wilderer haben es in erster Linie auf das außergewöhnliche schwarz-weiße Fell und das Skelett der Tiere abgesehen. Vor allem das vollständige Knochengerüst ist auf dem Schwarzmarkt heiß begehrt und soll angeblich Preise bis zu 5.000 Euro bringen.
In der Jolyn- oder Geierschlucht in der südlichen Gobi fristen dagegen die letzten Exemplare der Gobi-Bären (Ursus arctos) ihr Dasein. Hier finden sie einen Lebensraum vor, der ganzjährig mit Eis bedeckt ist und damit die für die massigen Tiere notwendigen Lebensbedingungen bietet.
Stand: 28.10.2003