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Nur noch 70 Kilometer Hoffnung

Die Wüste kommt...

Eine Million Tonnen Sand und Staub werden von Staubstürmen jährlich über Peking abgeladen, Tendenz stark steigend. Der gelbbraune Dunst und Belag auf Straßen und Häusern, der sich zum Teil Tage lang hält, stammt in erster Linie aus dem Nordwesten Chinas und der Inneren Mongolei.

In der Gobi werden an rund 50 Tagen im Jahr Windstärken von acht oder mehr gemessen. Wissenschaftler haben herausgefunden, dass in mehr als einem Drittel aller Fälle sich daraus ein Sandsturm entwickelt. Er bringt dicken gelben Smog in viele Teile des Landes. Immer häufiger fegen in den letzten Jahren solche Orkane über das Land – mit immer schlimmeren Folgen. So hat beispielsweise im März 2002 ein verheerender Sandsturm eine Fläche von 1,4 Millionen Quadratkilometer Land in einen Schleier aus Sand gehüllt. 130 Millionen Menschen in acht chinesischen Provinzen hatten unter den Auswirkungen der Naturkatastrophe zu leiden.

Abholzung der Wälder und Überweidung der Grasteppen in der Gobi-Region haben zudem dazugeführt, dass die Wüste sich immer weiter ausbreiten kann. Mittlerweile ist sie bis auf 70 Kilometer an die Hauptstadt Peking herangerückt. Die Desertifikation hat große Teile Chinas voll im Griff. Mittlerweile besteht mehr als ein Viertel der Gesamtfläche des Landes, gewaltige 2,62 Millionen Quadratkilometer, aus Wüsten oder wüstenähnlichen Gebieten. Der volkswirtschaftliche Schaden, der sich durch die Wüstenbildung jährlich ergibt, liegt mittlerweile bei 54 Milliarden Yuan, rund 5,6 Milliarden Euro.

Mit einer „grünen Mauer“ gegen Sandstürme

Doch China hat im Prinzip schon früh die Zeichen der Zeit erkannt. Bereits in den 1970er Jahren wurde ein Projekt aus der Taufe gehoben, das unter dem Namen „Grüne Mauer“ bekannt geworden ist. Mit großer Unterstützung aus dem In- und Ausland hat man versucht, im Norden des Landes mithilfe von bisher 30 Millionen Bäumen einen 700 Kilometer langen grünen Schutzwall gegen die Sandstürme zu errichten.

Die Aufforstungsarbeiten werden bis heute mit Hightech aus der Luft, notfalls aber auch durch Dynamiteinsatz in besonders renitenten Bodenarealen vorangetrieben. Mittlerweile sind mehr als 20 Millionen Hektar Land von der grünen Mauer bedeckt. Die neu bewaldete Fläche ist damit mehr als doppelt so groß wie Island.

Doch obwohl die Propaganda-Trommeln der chinesischen Regierung anderes verkünden, geholfen hat die grüne Mauer bisher noch nicht viel. Wissenschaftler schätzen, dass die Bäume noch mindestens zehn bis 15 Jahre wachsen müssen, bis sie ein einigermaßen sicheres Bollwerk gegen die Stürme darstellen können. Und gegen die eigentliche Ursache für die Zunahme der Sandstürme in den letzten Jahren – die immer weiter fortschreitende Wüstenbildung – helfen sie auch nur bedingt.

Sollten die Umwelt- und Klimaveränderungen in China im gleichen Ausmaße wie bisher fortschreiten, halten Experten sogar die Olympischen Spiele in Peking im Jahr 2008 für gefährdet. Es soll darüberhinaus sogar bereits Bestrebungen geben, im Reich der Mitte an anderer Stelle eine neue Hauptstadt aus dem Boden zu stampfen.

Staubsturm sorgt für Phytoplanktonblüte

Dass die Sandstürme nicht immer ein Fluch für die Natur sein müssen, haben U.S.-Wissenschaftler vom kalifornischen Ernest Orlando Lawrence Berkeley National Laboratory, kurz Berkeley Lab, im Jahr 2001 entdeckt. Die Meeresforscher um James K. Bishop konnten mithilfe von zwei schwimmenden Messbojen, so genannten Robotic Carbon Explorers, zum ersten Mal nachweisen, dass die gewaltigen Staubstürme der Gobi gelegentlich das Phytoplanktonwachstum im Nordpazifik ankurbeln.

Fünf Tage nach einem Sandorkan in China erreichten die die Staubwolken damals über Japan, das Messgebiet etwa 1000 Kilometer westlich von Vancouver Island und lagerten eisenhaltigen Staub im Ozeanwasser ab. Mithilfe dieses Düngers konnten sich die Kleinlebewesen in der Folgen munter vermehren und es kam zu einer regelrechten Phytoplanktonblüte im Ozean, die noch vom All aus sichtbar war.

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Stand: 28.10.2003

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Inhalt des Dossiers

Wüste Gobi
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Schneeleoparden, Gobi-Bären und salzwasserresistente Kamele

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