Es wird eng auf dem Land: Ein Drittel der Weltbevölkerung drängelt sich mittlerweile in den Ballungsräumen der Küstengebiete – Tendenz steigend. Großstädte wie Hongkong, Tokio oder Osaka drohen bereits jetzt aus den Nähten zu platzen. Wegen umgebender Gebirge oder – im Falle Hongkongs – des Meeres, ist ein Ausweichen an Land nicht möglich, es bleibt nur der Weg auf das Wasser. Und der wird trotz technischer Schwierigkeiten und enormer Kosten auch in zunehmendem Maße genutzt.
Lange Zeit jedoch waren solche Konstruktionen reine Utopie, nur ein Traum von Exzentrikern, Philosophen und Science Fiction-Autoren. So siedelte der Renaissance-Philosph Thomas Morus seine ideale Gesellschaft zwar auf der künstlichen Insel Utopia an und Jules Verne ließ eine Gruppe von Milliardären auf einer propellergetriebenen Insel um die Welt schippern – als realisierbar galten solche Vorstellungen jedoch nicht.
In der Neuzeit allerdings nahm die Idee der künstlichen Inseln langsam immer konkretere Formen an: 1975 entstand anläßlich der Weltausstellung die künstliche Insel „Aquapolis“ des Japaners Kiyonori Kikutake. Sie existiert bis heute. Gleichzeitig entwarf eine Gruppe britischer Architekten „Seacity“, eine Großstadt auf dem Meer, und glaubte, darin eine Lösung für die drohende Bevölkerungsexplosion gefunden zu haben. Wenig später begannen Japan und die Niederlande, dem Meer durch Eindeichungen immer mehr Land abzutrotzen und Monaco errichtete Fontvieille, einen komplett im Wasser aufgeschütteten Stadtteil.
Heute sind viele Utopien der Vergangenheit längst Realität – und die Fantasien der nächsten Generation sind schon am Entstehen. So träumen Architekten bereits von schwimmenden Unterwassertunneln, die Städte, vielleicht sogar einmal Erdteile verbinden. Auf den Reißbrettern und in Computermodellen warten aus dem Meer aufragende Wolkenkratzer auf ihre Umsetzung und im Nahen Osten sind gleich mehrere neue Inselwelten in Planung.
Stand: 20.10.2003