Auckland Airport. Die Zollbeamten kontrollieren penibel genau. Dabei fahnden sie weniger nach Waffen oder Drogen, sondern nach Obst, Gemüse oder illegal eingeschleusten Haustieren. Selbst Zelte und Wanderschuhe werden vom Flughafenpersonal kostenlos desinfiziert. Blinde Passagiere, beispielsweise Samen oder Insekten, haben keine Chance mit einzureisen. Kein anderes Land scheint hermetischer abgeriegelt zu sein als Neuseeland.
Denn die rund vier Millionen Einwohner haben eines verstanden: Ohne blühende Industrie ist die unberührte und einzigartige Natur ihr einziges Kapital, das mehrere hunderttausend Touristen jährlich angelockt. Selbst die Filmindustrie Hollywoods hat die atemberaubende Naturlandschaft bereits als Filmkulisse entdeckt. So wurde Neuseeland in den letzten Jahren im Film „Herr der Ringe“ zu Mittelerde.
Man-Made Desaster
Naturschutz und Umweltschutz stehen in Neuseeland daher heute an erster Stelle. Neben dem Department of Conservation, der staatlichen Naturschutzbehörde, bemühen sich noch viele andere, kleinere Projekte für den Erhalt einzelner Arten oder deren Lebensräume. Zum Schutz der flugunfähigen Vögel werden hierbei drei Schwerpunkte gesetzt. Zum einen die Bekämpfung der „animal pests“, eingewanderte, ausgewilderte und sich rasch vermehrende, hier nicht natürlich vorkommende Tiere, die die heimische Vogelwelt verdrängen. Auf dem neuseeländischen Festland scheint dies ein fast aussichtsloser Kampf, da immer neue Tiere unkontrolliert nachrücken.
Traurig aber wahr: Besonders gefährdete Arten wie der Kakapo müssen daher auf abgelegene Inseln vor der Küste umgesiedelt werden. Dort ist es durch die isolierte Lage leichter, raubtierfreie Schutzzonen zu schaffen und den Bestand besser zu kontrollieren. Der langfristige Plan sieht vor, den Bestand der seltenen Eulenpapageien dort zahlenmäßig hochzupäppeln, um die Vögel dann später wieder auf den beiden Hauptinseln auszusetzen.
Die alte Heimat neugemacht
Ein weiterer Schwerpunkt liegt in der Renaturierung des einstigen Lebensraumes. So werden invasive Pflanzen, wie der wilde Ingwer oder verschiedene Kiefernarten, aus der Natur gerupft und entfernt. Wo diese einst alles unter sich begrabenden „Unkräuter“ wucherten, werden Farnbäume oder andere heimische Pflanzenarten eingepflanzt.
Doch was nützen all diese Bemühungen, wenn die Neuseeländer ihre Hunde freilaufen lassen, Katzen aussetzten oder exotische Pflanzen in ihren Garten pflanzen? Natürlich glaubt jeder Haustierbesitzer, dass seine Schmusekatze nie einem Vogel etwas zu Leide tun würde. Doch die Fakten sprechen eindeutig für den natürlichen Instinkt unserer domestizierten Freunde.
Ein Beispiel: 1987 wurden in nur sechs Wochen mehrere Kiwivögel im Waitangi State Forest gerissen. Die zuständigen Behörden glaubten zunächst an ein verwildertes Rudel Hunde das durch den Wald streifte und ihr Unwesen trieb. Doch als die Förster nur einen deutschen Schäferhund erschossen, hörte das Massaker sofort auf. Der Mörder von geschätzten 800 bis 1.000 Kiwis war demnach nur ein einzelner Hund.
Stand: 30.09.2003