Die Kirchturmspitze brennt lichterloh. So scheint es zumindest. Doch die weiß-bläulich auflodernden Flammen sind nach wenigen Minuten wie von selbst erloschen. Solche Elmsfeuer sind äußerst seltene Lichterscheinungen, die vor oder während eines Gewitters an emporragenden Gegenständen wie Schiffsmasten, Gipfelkreuzen und Turmspitzen, aber auch an den Tragflächen von Flugzeugen auftreten.
Grund dafür sind starke Spannungsdifferenzen zwischen dem Boden und der Luft, die sich entwickeln, wenn eine Gewitterfront naht. Die Luft lädt sich dabei extrem stark auf, sie fängt an zu knistern. Haare von Mensch und Tier richten sich auf, ihre Enden scheinen zu leuchten. Ist die Spannung, die buchstäblich in der Luft liegt, zwischen dem elektrischen Feld – zum Beispiel einer Kirchturmspitze – und der Luft groß genug, fließt Strom, die Luftmoleküle ionisieren und Lichtbüschel flackern auf. Doch Vorsicht: Sieht man ein Elmsfeuer in nächster Nähe, besteht höchste Gefahr, denn ein Blitzschlag steht unmittelbar bevor. Das Elmsfeuer ist somit als Warnung zu verstehen, den Standort sofort zu wechseln und/oder Schutz zu suchen.
Neben der optischen Erscheinung ist das Elmsfeuer als Vorentladung eines Blitzes auch indirekt „zu hören“. Die von ihm ausgehenden elektromagnetischen Wellen stören den Funkempfang durch ein rauschendes und knackendes Geräusch.
Der Name der unruhig flackernden Lichterscheinung, ob Elmsfeuer, Sankt-Elms-Feuer oder Eliasfeuer genannt, soll auf St. Elmo zurückgehen. Dies ist der italienische Name für den heiligen Erasmus, den Schutzpatron der Seefahrer und Schiffsleute. Und tatsächlich, schon der Matrose Ishmael beobachtete in George Melvilles Roman Moby Dick auf hoher See zündelnde Flammenbüschel an allen Masten…
Stand: 26.08.2003