Ist die Klimaveränderung unausweichlich? Sehen wir einer Zukunft mit Hitzewellen, Winterstürmen und regelmäßigen „Jahrhundertfluten“ entgegen? Noch ist das letzte Wort nicht gesprochen, streiten sich die Experten um Schuldfragen und Ursachenkomplexe.
Doch schon jetzt mahnen Experten wie Gerhard Berz, Leiter der GeoRisikoforschung der Münchener Rückversicherung, an: „Vor dem düsteren Hintergrund der befürchteten Veränderungen ist die entscheidende Frage nicht, ob und wann die anthropogene Klimaänderung endgültig beweisbar sein wird. Vielmehr geht es darum, …künftige Veränderungen sinnvoll abzuschätzen und die richtigen Anpassungs- und Vermeidungsstrategien rechtzeitig zu entwickeln.“
Und zur Zeit spricht einiges dafür, dass es für solche Maßnahmen höchste Zeit sein könnte. Doch was kann getan werden? Nach Ansicht von Friedrich-Wilhelm Gerstengarbe vom Potsdam Institut für Klimafolgenforschung (PIK) sollten zwei Strategien verfolgt werden: Einerseits Maßnahmen zum Klimaschutz, damit sich der Trend zur Erwärmung nicht noch verstärkt und andererseits die Anpassung an die bereits eingetretenen Veränderungen.
Beim Klimaschutz sieht die Münchener Rück die größten Erfolgschancen in so genannten „No-Regret“ oder „Win-Win“-Strategien: Maßnahmen, bei denen, auch wenn die Klimaschutzwirkung geringer sein sollte als vermutet, trotzdem für alle Beteiligten Vorteile entstehen. So bringt die Reduzierung des Kraftstoffverbrauchs bei Automobilen und Flugzeugen beispielsweise in jedem Fall finanzielle Einsparungen für den Verbraucher und vermindert den umwelt- und gesundheitsschädlichen Schadstoffausstoß – und dem Klima nutzt es außerdem.
Als wichtigster Baustein des Klimaschutzes gelten aber nach wie vor die internationalen Bemühungen zur Treibhausgasreduktion, wie sie unter anderem das 1997 verabschiedete Kyoto-Protokoll vorsieht. Allerdings können die darin beschlossenen Maßnahmen, selbst wenn sie sofort umgesetzt werden würden, den bereits angelaufenen Trend vermutlich nur noch bremsen, nicht aber umkehren. Und eine schnelle Umsetzung scheint, zumindest global, noch nicht in Sicht – jedenfalls nicht, solange die USA, verantwortlich für immerhin 20 Prozent der weltweiten CO2-Emissionen, einen signifikanten Beitrag zum Klimaschutz verweigern.
Und selbst das könnte noch nicht reichen: Nach Ansicht von Stefan Rahmstorf, Klimaforscher am PIK, müssten die weltweiten Emissionen der Treibhausgase sogar um 60 Prozent verringert werden – und dies am besten noch innerhalb dieses Jahrhunderts – um das Klima zu stabilisieren und den weiteren Anstieg klimawirksamer Gase zu verhindern. Denn, so schreibt der Wissenschaftler in einem Essay für das Brockhaus Jahrbuch 2002: „Je später dies geschieht, desto mehr wird sich das Klima bereits verändert haben.“
Stand: 21.08.2003