Des einen Freud, des anderen Leid – Auftriebsgebiete an den Westküsten der Kontinente gehören zu den fruchtbarsten Regionen dieser Erde. Küstenparallele oder ablandige Winde treiben das Oberflächenwasser auf den offenen Ozean hinaus, während kaltes Wasser aus der Tiefe Nährstoffe wie Nitrat und Phosphat an die lichtdurchflutete Wasseroberfläche empor treibt.
Ideale Wachstumsbedingungen für Algen und Kleinstlebewesen, die damit die Nahrungsgrundlage für den Fischreichtum der küstennahen Gewässer schaffen. Doch das nährstoffreiche Eiswasser aus der Tiefe lässt nicht nur das Meer aufblühen, sondern formt an den angrenzenden Küstengebieten zeitgleich die lebensfeindlichsten Wüstenlandschaften der Welt.
Die Küstenwüste
Zu den wohl bekanntesten und größten Küstenwüsten zählen die Westsahara, die chilenische Atacama- und die Namib-Wüste im heutigen Namibia. In diesen Regionen sind morgendliche Nebelschwaden, die der Seewind ins Landesinnere treibt, oft die einzige Feuchtigkeitsquelle. Diese verdunsten jedoch sofort, wenn die Sonne die Temperaturen im Laufe des Tages auf bis zu 60 Grad Celsius hochtreibt.
Im Kontrast hierzu sieht man zur selben Zeit draußen auf dem Meer vor lauter Nebel tagelang die Sonne nicht. Besonders in den Wintermonaten von Mai bis August scheint der dichte Nebel wie ein bleierner Vorhang über den südamerikanischen und afrikanischen Küstenregionen auf der Südhalbkugel zu hängen.
Küstennebel entsteht durch das Zusammenspiel von warmer, feuchter Luft und dem kalten Auftriebswasser, das mit den Meeresströmungen aus der Antarktis kommt. Durch das Abkühlen der unteren Luftschichten entsteht eine thermisch stabile Schichtung innerhalb der Luftmassen und ein vertikaler Austausch wird unterbunden – die Feuchtigkeit kondensiert größtenteils zu Nebel. Da die Konvektion, das Aufsteigen der Luftmassen, ausbleibt, formieren sich am Himmel keinerlei Regenwolken, die der kargen Küstenlandschaft den lang ersehnten Niederschlag bringen könnten.
Lebendes Wüstenfossil
Die Namib ist durch den vor der Küste liegenden kalten Benguela-Strom besonders berühmt für ihre Nebelschwaden – zum Leidwesen unzähliger Sonnenanbeter. Denn Swakopmund, der wohl beliebteste Badeort Namibias, ist mehr als 200 Tage im Jahr in dichten Nebel gehüllt. Von der Küste her ziehen große Nebelwände bis 40 Kilometer ins Landesinnere und machen die Namib zu einer „echten“ Nebelwüste.
Kaum zu glauben aber wahr, in dieser anscheinend so lebensfeindlichen Wüstenlandschaft mit einem jährlichen Niederschlag von unter 20 Millimetern gibt es bis zu 3.000 Jahre alte Pflanzen. Doch auf den ersten Blick sieht die kurz über dem Sandboden gewachsene Welwitschia mirabilis mit den zwei lederartigen Blattpaaren eher wie ein ausgedörrtes Häufchen Elend aus. Ihr Überlebenstrick: Möglichst wenig Energie durch Wachstum vergeuden und jeden kleinsten Nebeltropfen im Umkreis von zwölf Metern restlos aufsaugen.
Stand: 14.07.2003