Viel ist es nicht, was wir heute über die meisten Haiarten wissen. Vor allem das Verhalten der Meeresräuber und die Populationsgrößen sind bisher nur wenig erforscht und geben den Wissenschaftlern Rätsel auf.
„Haie gehören zu den am wenigsten bekannten großen Arten der Welt“, sagt dazu der Meeresbiologe Ransom Myers von der kandadischen Dalhousie University in Halifax, Nova Scotia. „Wir haben nur über wenige Populationen wirklich gute Daten, bei den restlichen tappen wir völlig im Dunklen.“
Es ist deshalb wenig erstaunlich, dass neue Studien häufig Ergebnisse bringen, die den bisherigen Status Quo in Sachen Haiforschung über den Haufen werfen. So haben Meeresbiologen der Stanford University in Kalifornien vor kurzem die Wanderrouten des legendären Weißen Hais näher untersucht.
Während man den Weißen Hai bisher ausschließlich für einen Bewohner der küstennahen Gebiete Kaliforniens, Australiens oder Südamerikas hielt, ergaben die aktuellen Ergebnisse ein völlig anderes Bild. Die sieben oder acht Meter langen Tiere schwimmen zum Teil viele tausend Kilometer in den freien Ozean hinaus und tauchen gelegentlich sogar bis in Tiefen von 850 Metern hinab.
Forscher des Commenwealth Scientific and Industrial Research Organisation (CSIRO), kamen bei ihren fast zeitgleichen Analysen der Zugbewegungen des Weißen Hais vor der Küste Australiens zu ähnlichen Resultaten.
Hai-Highlights
Auch wenn Haie in vielerlei Hinsicht noch unbekannte Wesen sind, was den Körperbau, die grundlegenden Sinnesleistungen oder die Nahrungssuche betrifft, haben die Meeresbiolgen den Tieren bereits zahlreiche Geheimnisse entlockt. Nach allem was bisher bekannt ist, entpuppen sich die meisten Arten keineswegs als die primitiven Lebewesen, für die sie lange Zeit gehalten wurden. In perfekter Anpassung an den Lebensraum haben sie in einigen Fällen sogar Besonderheiten ausgebildet, die im Tierreich ihresgleichen suchen.
Größe und Ernährung
Dies fängt schon bei der Größe an. Die Spannbreite bei den Haien reicht von einer gerade mal 15 Zentimetern kleinen Katzenhaiart bis zum 15 oder mehr Meter langen Walhai. Während manche Tiere wie wiederum der Walhai oder der Riesenhai fast ausschließlich Plankton auf ihrer Speisekarte stehen haben, ist das Beuteschema bei anderen viel breiter. Fische, Tintenfische oder Seehunde gehören bei Tigerhai, Blauhai oder Weißem Hai genauso zur Nahrung wie andere Haie und gelegentlich auch der Mensch.
Haut und Placoidschuppen
Auch das „Chassis“ der Haie hält zumindest jeden Vergleich mit anderen Fischen problemlos stand. Besonders die Haut der Tiere ist seit Jahren Gegenstand zahlreicher Forschungsprojekte. Auf der Oberfläche der Haut befinden sich zahllose nach hinten weisende Minizähnchen, die sogenannten Placoidschuppen. Fährt man mit der Hand über die Haut, so fühlt sich diese deshalb beinahe wie Sandpapier an. Die Schuppen dienen unter anderem dem mechanischen Schutz der Haut und der Abwehr von Feinden. Vor allem aber sorgen sie dafür, dass sich um den Körper des Tieres ein dünner Wasserfilm bildet, der den Strömungswiderstand zum umgebenden Meer deulich verringert. Die sparen dadurch nicht nur einiges an Kraft bei der Fortbewegung sie gleiten auch völlig lautlos durch ihre Reviere.
Mittlerweile ist es einigen Forschungsinstituten gelungen dieses Patent der Natur auf menschliche Fortbewegungmittel zu übertragen. Flugzeuge, aber auch Schiffe sind heute zum Teil schon mit Überzügen aus Haihautfolien, um den Treibstoffverbrauch zu senken.
Stand: 06.07.2003