Von winzig kleinen, unscheinbaren Exemplaren bis zu tellergroßen, dichtbehaarten Monstern: Die Spinnen mit ihren 25.000 verschiedenen Arten bilden die artenreichste und vielgestaltigste Ordnung der Spinnentiere. Dabei kommen sie von den Meeresküsten bis in Höhen von 7.000 Metern vor, sie haben sämtliche Lebensräume vom Äquator bis zum 80. Breitengrad besiedelt.
Besonders in der Art ihres Beuteerwerbs unterscheiden sich die Spinnen. Diejenigen Spinnen, die ihre Opfer nicht mit einem Netz fangen, haben die unterschiedlichsten Methoden entwickelt. Die Wolfsspinnen zum Beispiel haben gut entwickelte Augen und hetzen ihre Beute oder lauern ihr auf. Sie legen auch ein ausgeprägtes Brutpflegeverhalten an den Tag. Die Eier werden in einem Kokon an den Spinnwarzen die ganze Zeit herumgetragen, sind die Jungen erst einmal geschlüpft, werden sie von der Mutter noch eine ganze Zeit lang wie bei den Skorpionen auf dem Rücken transportiert.
Die farbenprächtigen Krabbenspinnen haben eine ganz andere Taktik entwickelt. Sie legen sich in Blüten auf die Lauer, wobei sie die Farbe der Blütenblätter annehmen und so mit dem Untergrund verschmelzen. Landet ein blütenbesuchendes Insekt zur Bestäubung, stürzt sich die Spinne darauf und tötet es durch einen Giftbiss.
Falltürspinnen, die zu den Vogelspinnen gehören, leben in Erdröhren, die sie nur selten verlassen. Die Röhren werden mit einer scharnierartigen Falltür verschlossen, den die Spinnen von innen festhalten. Er dient einerseits als Schutz vor Feinden, andererseits als Tarnung der Röhre, die dadurch kaum auszumachen ist. Zum Beutefang lauern die Spinnen unter ihrem Deckel, bis ein Opfer vorbeikommt. Dann stürzt sich die Spinne auf die Beute und zieht sie in ihre Röhre.
Den Prototyp der „ekelerregenden“ Spinne, die bei vielen Menschen Angst auslöst, stellen wohl die Theraphosidae, die eigentlichen Vogelspinnen dar. Sie tragen ihren Namen völlig zu Unrecht, da sie sich in der Regel von Insekten ernähren, Vögel fallen ihnen nur ausnahmsweise zum Opfer.
Zu ihnen gehören die größten und langlebigsten Spinnen überhaupt, die ohne Beine zehn Zentimeter lang und über 20 Jahre alt werden können. Bei Gefahr nehmen sie eine imposante Verteidigungsstellung ein, indem sie sich auf die hinteren Beinpaare stellen, die vorderen Beine hochrecken und oft dabei noch ein lautes Fauchen erzeugen. Ihr Gift ist jedoch für Menschen nicht gefährlich, wohl können sie aber alleine aufgrund ihrer Größe mit ihren Klauen schmerzhafte Wunden erzeugen.
Zudem bürsten einige Arten bei Bedrohung ihren dicht behaarten Hinterleib mit den Hinterbeinen ab, bis eine kahle Stelle entsteht. Die umherfliegenden Haare sind mit feinsten Widerhaken besetzt, die sich in die Haut einbohren und besonders auf den Schleimhäuten ein stundenlang anhaltendes, sehr unangenehmes Brennen verursachen können.
Eine bemerkenswerte Jagdstrategie hat die Speispinne Scytodes entwickelt. Hat sie eine Beute entdeckt, schleicht sie sich an und fesselt das Opfer dann mit einigen Gespinstfäden an den Boden. Dazu schleudert die Spinne einen klebrigen Leimfaden zickzack-förmig auf das Opfer, so dass es komplett von den Klebefäden bedeckt wird und sich nicht mehr rühren kann. Bemerkenswerterweise wird bei diesen Spinnen das Gespinst nicht von den Spinndrüsen, sondern in umgewandelten Abschnitten der Giftdrüsen gebildet.
Sogar das Wasser als Lebensraum haben die Spinnen besiedelt. Die Wasserspinne Argyroneta aquatica, die zu den Trichterspinnen gehört, lebt zeitlebens im Wasser, obwohl sie über Lungen atmet und eigentlich ein Landbewohner ist. Das Atemproblem löst sie, indem sie sich an der Wasseroberfläche eine Luftblase holt und sie sich über den Hinterleib, an dem die Atmungsorgane liegen, stülpt. So ist sie wie ein Taucher mit Pressluft von der Oberfläche unabhängig. Zusätzlich legt sie sich zwischen Wasserpflanzen nach Art einer Taucherglocke einen Luftvorrat an. In dieser Luftglocke verbringt sie die meiste Zeit. Hier frisst sie und zieht sogar ihre Jungen darin groß, bis diese selbständig werden.
Stand: 11.11.2005