Schwemmlandküsten gibt es viele, doch eine Wattenlandschaft wie an der Nordseeküste nicht. Sie ist wegen ihrer Ausprägung, Größe, tierischen und pflanzlichen Vielfalt einmalig auf der Welt.
Wattenmeere entstehen nur dort, wo mehrere Faktoren gleichzeitig aufeinander treffen:
Gezeiten müssen das Watt mit einem Tidenhub (= Unterschied zwischen höchstem Stand des Hochwassers und niedrigstem Stand des Niedrigwasser) von mindestens zwei Metern periodisch überfluten und wieder freigeben. So können die obersten Sandschichten abtrocknen und der meistens landwärts gerichtete Wind lässt über längere Zeit Dünen entstehen.
Eine weitere Voraussetzung sind der Küste vorgelagerte Inseln. Diese aber auch Strandwälle und Sandbänke bremsen die Kraft der Wellen und der Strömung ab. Fällt dann auch noch der Meeresboden in Richtung offene See leicht ab – teilweise nur wenige Zentimeter auf 1.000 Metern -, sind die wichtigsten Faktoren zur Wattbildung gegeben. Der seichte Meeresboden wirkt wie ein natürlicher Wellenbrecher und beruhigt so das Wasser zusätzlich. Das begünstigt die Ablagerung des feinen Bodenmaterials das vom Meer und aus Flüssen herantransportiert wird. Ein gemäßigtes Klima unterstützt die Entwicklung einer artenreichen Flora und Fauna.
Mit jeder Flut – also alle zwölf Stunden – wird Sand und Schlick an die Nordseeküste transportiert. Wie dunkle Wolken schweben die kleinen Schlammteilchen, aber auch Pflanzen- und Tierreste im Nordseewasser herum – daher auch die typische grau-braune Farbe der Nordsee. Wird das Wasser ruhiger sinken die Teilchen auf den Meeresboden und lagern sich ab. Mit der Zeit wächst so das Watt in die Höhe, an geschützten Stellen bis zu vier Zentimeter pro Jahr.
Diese jahrtausendelange Umgestaltung des Nordsee-Küstenstreifens durch das Zusammenspiel der unterschiedlichen Kräfte dauert bis heute an. Täglich verändert sich so die Küste – wenn auch nur minimal. Aber beständig ist im Wattenmeer sowieso nur der Wandel…
Stand: 06.09.2005