Das Vorgehen war ebenso einfach und wirkungsvoll wie langwierig. Zunächst wurden alle Räder gerade ausgerichtet, und dann begannen sie zu wühlen. Mit ganz langsamen Umdrehungen, in Fahrtrichtung vorwärts. In die Düne hineingefahren war Opportunity übrigens rückwärts, denn von Zeit zu Zeit lassen die Missions-Controller die Rover ganze Etappen verkehrt herum fahren, um die Abnutzung der Mechanik und die Verteilung von Schmierstoffen möglichst gleichmäßig zu gestalten.
Von Mitte Mai bis zum 6. Juni drehten sich die Räder so oft, dass der Rover damit auf freiem Gelände 200 Meter zurückgelegt hätte. In der Düne aber baggerte sich Opportunity lediglich einen einzigen Meter voran.
Diese bedächtige Vorgehensweise machte sich jedoch letztlich bezahlt. Opportunity grub sich nicht mehr tiefer ein, sondern befreite sich schließlich von seinen Fesseln. In der geplanten Fahrtrichtung zeichnet sich nun eine Menge weiterer Dünen ab, die es jetzt vorsichtig zu umfahren gilt. Damit wird die Fortbewegung des Rovers in der nächsten Zukunft wesentlich langsamer vonstatten gehen als bislang. 200 Meter weite Blindfahrten sind nach diesem Vorfall nicht mehr drin. Zumindest, solange der Robot nicht ein anderes Gelände erreicht hat.
Auf jeden Fall war Purgatory eine wichtige Erfahrung. Auch nachdem Opportunity frei gekommen war, nahmen sich die Wissenschaftler in Pasadena noch mehrere Wochen Zeit, die seltsame Sandformation genau zu untersuchen. Die Tatsache, dass es derart tückisches Terrain gibt, ist eine wichtige Information. Nicht nur für Opportunity und Spirit, sondern auch für alle zukünftigen Fahrzeuge und später auch Menschen, die eines Tages auf dem Roten Planeten landen werden.
Das nächste große Rover-Projekt, das Mars Science Laboratory, das in vier Jahren auf die Reise gehen soll, wird fünfmal schwerer sein als Opportunity und Spirit. Und um einiges teurer. Wenn ein solcher Rover einfach im Sand versinken würde, wäre das nicht auszudenken. Purgatory ist also nicht nur ein gefährliches Hindernis, sondern auch ein äußerst wichtiges Forschungsobjekt.
Stand: 26.08.2005