Am 25. April 1990 gab die Astronautin Kathryn Sullivan das Hubble Space Telescope (HST) mit dem Robot-Greifarm des Shuttles frei. Dann begannen die Orbittests. Schon nach wenigen Tagen wurde ein Problem offensichtlich, so massiv, dass man es anfangs gar nicht wahrhaben wollte.
Man sprach zunächst lange von Kalibrierungsproblemen und Schwierigkeiten bei der Feinjustierung, aber schließlich ließ es sich nicht länger verheimlichen. Ende Juni 1990 mussten die Programmverantwortlichen bekannt geben, dass Hubble ein schweres Gebrechen hatte. Die Diagnose lautete: sphärische Aberration. Bei einem Menschen hätte man gesagt: Hornhautverkrümmung.
Der Außenbereich des Spiegels war um 2,2 Mikron zu flach geschliffen worden. Eine äußerst kleine Abweichung angesichts seiner Größe. 2,2 Mikron, das ist ein Fünfzigstel der Dicke eines menschlichen Haares. Aber so winzig die Abweichung auch war, das Resultat waren verschwommene Bilder.
Die milliardenteure Mission schien ein Desaster zu werden. Wegen der Challenger-Katastrophe hatte sich der Start von Hubble ohnehin schon um fünf Jahre verzögert, und nun das. Um Kosten zu sparen, hatte die Nasa auf einige entscheidende Erprobungsschritte verzichtet. Das Problem mit der Kurzsichtigkeit hätte man bei sorgfältig durchgeführten Tests ohne weiteres im Vorfeld bemerken und korrigieren können.
„Brille“ sorgt für Durchblick
Die Nasa hatte das Weltraumteleskop durch sinnlose Sparmaßnahmen zwar in „deep trouble“ gebracht, sie hatte aber immerhin auch die rettende Idee. Diese trug den Namen COSTAR, das Akronym für Corrective Optics Space Telescope Axial Replacement.
{3l}
Das Gerät ist ein komplexes Paket aus fünf optischen Spiegeln, mit denen die „Verkrümmung“ von Hubbles Hauptspiegel korrigiert wurde. COSTAR hat die Größe einer Telefonzelle, dabei ist der kleinste der Korrekturspiegel nicht größer als eine Cent-Münze.
Im Dezember 1993 startete die Crew der Raumfähre Endeavour zur Mission STS-61, um das Korrektursystem zu montieren. Dieser Shuttle-Flug war auch die erste Gelegenheit, um Wartungsarbeiten durchzuführen und neue Instrumente und Bordsysteme zu installieren. Der Einsatz war ein 100-prozentiger Erfolg. Seit dieser Zeit ist Hubble im Vollbesitz all seiner Kräfte.
Stand: 06.05.2005