Bakterien, Algen, Wasserflöhe, Pantoffeltierchen oder Rädertiere, die in größeren Seen leben, haben es gut: Diese Gewässer trocknen nur selten aus und die Organismen müssen sich nicht mit Wassermangel oder anderen widrigen Umweltbedingungen auseinandersetzen. Anders sieht das bei den Bewohnern von Pfützen, Auenwäldern oder Feuchtwiesen aus. Sie haben in ihren Lebensräumen regelmäßig mit schwankenden Wasserspiegeln zu kämpfen. Manchmal verlanden diese Gebiete sogar für längere Zeit ganz.
Kaum kehrt das Wasser zurück, wimmelt es dort sofort wieder von tierischem und pflanzlichem Treiben. Aber wie schaffen es diese Organismen selbst monatelange Trockenphasen zu überstehen? Viele der Arten haben sich im Laufe der Evolution zu wahren Überlebenskünstlern entwickelt. Sie haben die verschiedensten Strategien erfunden, um beim Kampf ums Dasein erfolgreich zu sein.
Kapseln und Dauereier
Bakterien beispielsweise haben die Fähigkeit, Sporen zu bilden, mit denen sie ungünstige Perioden überstehen können. Einen anderen Trick verwendet das Pantoffeltierchen. Es kann eine runde Kapsel bilden, in der es vor widrigen Unwelteinflüssen geschützt ist. In diesem Zustand wird es aus seinem eingetrockneten Lebensraum verweht und verschleppt bis es wieder in einer feuchten Umgebung landet.
Wasserflöhe haben eine andere Überlebensstrategie entwickelt. Hier kommt es vor allem darauf an, dass die Art überlebt anstatt das Individuum. Normalerweise vermehren Daphnien sich ungeschlechtlich. Daher sind 98 Prozent der Tiere weiblich und produzieren Eier, aus denen auch wieder nur Weibchen schlüpfen. Männchen werden erst geboren, wenn sich die Umweltbedingungen zum Nachteil verändern, das heißt bei einsetzender Trockenheit oder, wenn Giftstoffe den Lebensraum verseuchen. Einzige Aufgabe der Männchen ist es dann, die Eier zu befruchten. Diese so genannten Wintereier sind durch eine Hülle besonders geschützt und können bis zu zwei Jahre Trockenheit überstehen. Bei günstigen Umweltbedingungen schlüpfen aus ihnen dann wieder ausnahmslos Weibchen.
Eine ähnliche Überlebensstrategie haben sich die Rädertiere angeeignet. Auch sie vermehren sich bei günstigen Bedingungen eingeschlechtlich. Verschiedene Umweltbedingungen wie Austrocknung oder Kälte bewirken das Auftauchen von Männchen. Erst dann kommt es zur geschlechtlichen Vermehrung. Die daraus entstehenden Dauereier haben harte Schalen und sind sehr widerstandsfähig.
Bärtierchen
Sie sehen aus wie kleine Gummibärchen und haben von den Zoologen prompt den Namen Bärtierchen verpasst bekommen. Es sind winzige Gliedertiere, die in der Tiefsee, an Meeresstränden, Süßwasserseen, heißen Quellen und Pfützen, aber auch auf Moosen, Flechten und in lockeren Böden vorkommen. Entscheidend für eine Besiedlung ist Feuchtigkeit. Trocknet der Lebensraum aus, geben die Tiere Wasser ab und ziehen sich zusammen. Nach 45 Minuten sind Kopf und Beine vollständig verschwunden. Diese Tönnchen können zehn Jahre überdauern und extreme Umwelteinflüsse ertragen, zum Beispiel große Hitze. Während dieser Zeit bleiben die inneren Organe erhalten und Stoffwechselprozesse laufen stark verlangsamt weiter. Bringt man die Tönnchen ins Wasser, quellen sie innerhalb von 30 Minuten auf und verwandeln sich wieder zum normalen aktiven Tier.
Doch die Dauerstadien sichern nicht nur das Überleben, sie dienen oft auch der Verbreitung. Wie Staub werden sie empor gewirbelt und mit den Winden verdriftet. Auch Vögel können an der Verschleppung von Wasserbewohnern beteiligt sein, wenn beispielsweise Dauerstadien von Ciliaten an ihrem Gefieder haften bleiben.
Stand: 15.04.2005