Raumfahrt

Pockennarbig und Janusgesichtig

Die Monde - der "Hofstaat" des Saturn

Eigentlich müsste der Saturn nicht nur „Herr der Ringe“ sondern auch „Herr der Monde“ genannt werden, denn kein anderer Planet des Sonnensystems hat so viele Begleiter wie er. Den ersten und größten Saturnmond Titan entdeckte der Astronom Christian Huygens bereits 1655, die vier nächstgrößeren Trabanten Iapetus, Rhea, Tethys und Dione fand Jean-Dominique Cassini rund 20 Jahre später.

Saturnmond Enceladus © NASA

Bis zum Besuch der Voyagersonden hatten Forscher von der Erde aus immerhin elf Monde ausfindig gemacht, doch bei dieser Zahl blieb es nicht. Die beiden Saturnsonden entdeckten auf ihrem Vorbeiflug weitere sechs Trabanten, unter ihnen auch die beiden Hirtenmonde des F-Rings. Inzwischen zählen Astronomen 31 Trabanten, die letzten 13 von ihnen wurden sogar erst während der langen Reise der Sonde Cassini identifiziert. Doch Forscher schließen nicht aus, dass sich vielleicht sogar noch mehrere weitere Monde in den komplexen Strukturen der Ringe verbergen könnten.

Der „Hofstaat“ des „Herrn der Ringe“ ist nicht nur zahlreich, sondern auch vielgestaltig. Von den kleinsten, kaum sechs Kilometer großen Felsklumpen Suttung und Thrym bis zum Riesenmond Titan, der mit einem Durchmesser von gut 5.000 Kilometern den Planeten Merkur an Größe übertrifft, reicht die Palette. Und auch das Aussehen der eisigen Trabanten unterschiedet sich ziemlich. Während die meisten von ihnen pockennarbig und kraterübersäht ihre Bahn ziehen, zeigt beispielsweise der Mond Enceladus ein erstaunlich glattes Gesicht.

Obwohl er ebenso mit Wassereis bedeckt ist wie seine Mittrabanten scheinen die Spuren des kontinuierlichen Bombardements mit Meteoriten und verirrten Ringbestandteilen an ihm nahezu spurlos vorübergegangen zu sein. Wie läßt sich das erklären? Hat vielleicht eine plötzliche Erwärmung die Oberfläche geschmolzen und dabei die Krater eingeebnet? Oder sind Eisvulkane und ihre Ausbrüche für das „Lifting“ von Enceladus‘ Oberfläche verantwortlich? Bisher konnte das Geheimnis dieses so seltsam glatten Saturnmondes nicht entschlüsselt werden, mit großer Spannung warten die Forscher daher auf die neuen Daten, die Cassini ihnen liefern soll.

Die dunkle Seite von Iapetus © NASA

Und noch ein weiterer Mond gibt den Wissenschaftlern Rätsel auf: Iapetus. Der drittgrößte Saturntrabant hat zwei Gesichter, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Während seine beim Umlauf nach hinten zeigende Hälfte so hell ist, dass sie zu den strahlendsten Objekten des gesamten Sonnensystems gehört, ist die Vorderseite in tiefe Dunkelheit getaucht. Forscher vermuten, dass die helle Hemisphäre von Wassereis und die dunkle Halbkugel von einem nicht näher bestimmten organischen Material bedeckt ist.

Warum allerdings beide Materialien so säuberlich auf die beiden Halbkugeln aufgeteilt vorliegen, ist bisher ein Rätsel. Stammt der dunkle organische Belag aus dem Inneren des Mondes oder wurde er von außen aufgelagert? Welcher Prozess könnte eine so unerklärlich scharfe und abrupte Grenze zwischen beiden Zonen hervorgerufen haben? Auch hier erhoffen sich die Wissenschaftler Antworten von Cassini….

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Stand: 25.06.2004

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In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Besuch beim Herrn der Ringe
Sonde Cassini auf Tour im Saturnsystem

Herrscher über Monde und Ringe...
Reise zu einem rätselhaften Planeten

Dicke Luft und tödliche Winde
Unter der Oberfläche eines Gasriesen

Mondtrümmer oder Sternenstaub?
Rätsel um die Ringe des Saturn

Schattenspiele
Das Phänomen der Speichen

Pockennarbig und Janusgesichtig
Die Monde - der "Hofstaat" des Saturn

Eine tiefgefrorene Urerde?
Der Saturnmond Titan

Die letzte ihrer Art?
Cassini - ein Dinosaurier der Raumfahrt

"Leben, das Universum und der ganze Rest..."
Die Ziele der Mission

Radaraugen und Plasmafühler
Die Instrumente der Cassini-Sonde

Per Planetenschleuder zum Saturn
Cassini und das Prinzip des "Gravitiy Assist"

Dem Herrn der Ringe auf der Spur...
Kleine Geschichte der Saturnforschung

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