Energie

Riesenfarne am Niederrhein

Wie die Braunkohle entstand

Farn © IMSI MasterClips

Der Niederrhein, zwanzig Millionen Jahre vor heute: Die Luft ist warm und feucht, Mastodone, die Vorfahren der Elefanten, suchen sich laut trampelnd ihren Weg durch Mammutbaumwälder und Palmen. Die Saurier sind längst ausgestorben, doch in den zahlreichen Seen jagen Krokodile nach Beute und Haie machen die Küstenbereiche unsicher. Zypressen säumen ausgedehnte Sumpfgebiete, Riesenfarne spenden Schatten und Ingwerfrüchte, Hickorynüsse und Kiefernzapfen bieten den archaischen Pflanzenfressern Nahrung. Selbst wenn es damals im Tertiär den Menschen schon gegeben hätte, könnte wohl niemand ahnen, dass wir die Überreste dieser Landschaft heute zur Stromerzeugung würden nutzen können.

Ertrunkene Subtropen

Die heutige Braunkohle ist im Laufe von Jahrmillionen durch den so genannten Inkohlungsprozess entstanden: Pflanzen atmen aus der Luft Kohlendioxid und wandeln es mit Hilfe des Sonnenlichts in Kohlenstoff um. Wenn Bäume, Sträucher und Gräser absterben und in Sümpfen versinken, werden sie vor der „normalen“ Mineralisierung bewahrt. Denn ohne Sauerstoffzufuhr, anaerob, kann der Kohlenstoff der Pflanzen nur unzureichend durch Mikroorganismen zersetzt werden. Ein Torfmoor entsteht. Wachsen, Absterben und Versinken im feuchten Untergrund: Dieser Kreislauf wiederholt sich im Rheinland immer wieder, bis die Torfschicht schließlich bis zu 270 Meter mächtig ist.

Strand in der Eifel

Tropische Verhältnisse © IMSI MasterClips

Im Laufe der Zeit ändert sich das Klima, es wird deutlich kühler. Wo heute Erkelenz und Mönchengladbach liegen, verzweigt sich der Vorläufer der Sieg und das Meer rückt zeitweilig bis an die Eifel heran. Die Moore werden überflutet und Meeres- und Flusssedimente lagern sich ab. Die Wassermassen und die auflagernden Sande und Kiese, der heutige Abraum, üben einen enormen Druck auf die Torfschichten aus. Wie ein Schwamm wird das Wasser aus dem Torf herausgepresst: Braunkohle entsteht. Da sich die Moorbildung und die Ablagerung von Meeressedimenten in der Niederrheinischen Bucht mehrmals wiederholten, liegen heute mehrere Braunkohlenflöze übereinander, die von mächtigen Abraumschichten getrennt sind.

Kohle ist nicht gleich Kohle

Kohle ist im übertragenen Sinne die durch Pflanzen gespeicherte Sonnenenergie und im engeren Sinne ein Sedimentgestein, das nach seinem Kohlenstoffgehalt differenziert werden kann. Durch den Inkohlungsprozess verwandelt sich Torf über Braunkohle zu Steinkohle und anschließend zu Anthrazit. Während dieses Prozesses steigt der Kohlenstoffanteil stetig, von 50 Prozent bei Holz bis zu über 95 Prozent bei Anthrazit. Entscheidende Faktoren sind dabei die Dauer und die Stärke des Drucks auf die ehemaligen Pflanzenreste durch die Sedimentationsschichten oder tektonische Prozesse. Braunkohle ist also stets wesentlich jünger als Steinkohle und liegt daher im Vergleich relativ nahe unter der Erdoberfläche.

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Stand: 28.01.2004

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In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Garzweiler II
Ein Tagebau sorgt für Aufregung

Politischer Zündstoff
Siebzehn Jahre Streit

Tagebau im Wohngebiet
Zwangsumsiedlung von Otzenrath

Feuchtgebiete am Tropf
Auswirkungen auf die Landschaft

Rekultivierung
Landschaftskunst oder nur Kulisse?

Schaufelnde Riesen
Förderung im Tagebau

Qualmende Stromerzeugung
Verwertung der Braunkohle

Alles wegen der „Kohle“
Braunkohle als Wirtschaftsfaktor

Riesenfarne am Niederrhein
Wie die Braunkohle entstand

Tagebau in aller Welt
Sibirische Diamanten und chilenisches Kupfer

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