1,7 Millionen Hektar Wald werden in Kanada jährlich durch Waldbrände vernichtet, in Russland waren es allein 1998 sogar rund vier Millionen Hektar. Hochburg für Waldbrände ist dort die Republik Sacha (Jakutien), in der in den letzten Jahrzehnten durchschnittlich die meisten Flammen loderten.
Waldbrand ist nicht gleich Waldbrand
Wie katastrophal die Bilanz jedes einzelnen Feuers ausfällt, hängt entscheidend davon ab, wo der Brand stattfindet. Sind vor allem Streu- und Humusschicht von den Flammen betroffen, haben Bäume wie Kiefer oder Fichte wegen ihrer dicken Borke gute Chancen zu überleben. Kommt es dagegen zu den relativ seltenen, aber dafür besonders heißen Kronenbränden, schützt die Nadelbäume auch die natürliche „firewall“ nicht mehr vor dem Flammentod.
Verwandelt sich die angeblich so grüne Taiga demnach öfter mal in eine Flammenhölle, in der nichts überlebt? Ja und nein. Zwar werden bei jedem Brand große Mengen an lebender oder toter Biomasse vernichtet, die Brände sorgen aber auch dafür, dass sich die Wälder regelmäßig auf natürliche Art und Weise verjüngen. Zudem werden große Mengen an Nährstoffen aus der Streu- oder Humusschicht für das aufkeimende neue Leben nach der Brandkatastrophe bereit gestellt.
Denn schon bald nachdem alle Flammen durch Regen gelöscht sind, erobert die Natur die Brandflächen wieder zurück. Zwischen Ascheresten und halbverbrannten Ästen wuchern bereits wieder die ersten Keimlinge. Nach den Moosen und verschiedenen Kräutern sind Birken und Kiefern meist die ersten Baumarten, die ihr ehemaliges Refugium zurückerobern. Bis dagegen Fichtenwälder die anderen Bestände ablösen, kann es rund 100 oder 150 Jahre dauern. Oft unterbricht dann jedoch bereits der nächste Waldbrand die Erneuerung und das ganze Spielchen beginnt von vorn.
Mehr Waldbrände durch Klimawandel?
Wenn es tatsächlich zu den von der IPCC prognostizierten globalen Temperaturveränderungen kommt, wird sich auch die Welt des borealen Nadelwalds drastisch verändern. Wärmer und trockener wird es dort und damit steigt die Waldbrandgefahr noch weiter an. Wie aus dem Gesamtwaldbericht der Bundesregierung hervorgeht, erwarten Wissenschaftler deshalb in Zukunft eine deutlich erhöhte Feuerfrequenz und -intensität in der Taiga.
Schon ein einziger Blitzschlag könnte dann ausreichen, um große Teile der Taiga in Brand zu setzen und vielleicht für immer zu vernichten. Die Rentierflechte, die in einigen Regionen der Taiga die Böden bedeckt oder die trockene Streuschicht unter den Bäumen brennen schon in den normalen Sommern manchmal wie Zunder und geben den Flammen immer neue Nahrung…
Nicht nur für die Artenvielfalt der Taiga wäre die Häufung an Waldbränden schlecht, auch das Weltklima hätte darunter erheblich zu leiden. Rund 700 Milliarden Tonnen Kohlenstoff, so haben Wissenschaftler herausgefunden, sind in den Wald- und Moorgebieten der Taiga gespeichert. Würde nur ein kleiner Teil davon kurzfristig in Form von CO2 in die Atmosphäre gelangen, wäre ein weiteres Anheizen des Treibhauseffektes und damit der globalen Erwärmung nahezu unvermeidlich.
Stand: 20.06.2003