Wie anfällig eine Region oder ein Land gegenüber Wassermangel oder Wasserverschmutzung ist, hängt in hohem Maße von der Herkunft seines Trinkwassers ab. Grundsätzlich kommen dabei zwei Hauptquellen in Frage: Das direkte Abzapfen von Oberflächenwasser aus Flüssen, Seen oder Talsperren und die Förderung von Grundwasser durch Brunnen oder aus Quellen.
Woher ein Land den Großteil seines Trinkwassers gewinnt, wird allerdings nicht nur durch die Verfügbarkeit der Ressourcen, sondern mindestens ebenso stark durch Tradition und finanzielle Erwägungen bestimmt. So stammen in Deutschland fast 80 Prozent des Trinkwassers aus Grund- und Quellwasser, nur rund 20 Prozent aus Flüssen oder Seen, obwohl diese durchaus genügend Wasser liefern könnten. Aus historischen Gründen jedoch hat sich bei uns ebenso wie in Österreich und der Schweiz die Grundwassernutzung durchgesetzt.
Und das hat Vorteile, auch wenn die Investitionen für die Bohrungen und Brunnen zunächst größer sind als bei der Wasserentnahme aus Flüssen oder Seen. Zum einen ist Grundwasser im allgemeinen weniger anfällig gegenüber Verschmutzung oder Überdüngung als Oberflächengewässer. Die meterdicken Erd- und Sandschichten, die das Wasser passieren muss, bevor es von der Oberfläche ins Grundwasser gelangt, wirken wie ein natürlicher Filter und können viele, wenn auch nicht alle, Schadstoffe zurückhalten.
Gleichzeitig ist der gesamte puffernde Vorrat des Grundwasser so groß, dass Trockenperioden sich, wenn überhaupt, erst Monate oder Jahre später bemerkbar machen. Wasser ist daher auch dann reichlich vorhanden, wenn die Flüsse und Seen an der Oberfläche längst alarmierend niedrige Wasserstände zeigen.
Im Gegensatz dazu haben Trockenzeiten in den Ländern, in denen das Trinkwasser vor allem aus Oberflächenwasser gewonnen wird, immer wieder dramatische Folgen: Nicht nur die meist ohnehin von Wassermangel betroffenen Staaten Afrikas oder Ostasiens, auch die Länder des angloamerikanischen Raumes müssen dann Wasser rationieren. Bleibt der Regen aus, kommt es insbesondere in Kalifornien und im mittleren Westen der USA, dem „Dust bowl“, immer wieder zu Dürren und damit auch zu gravierendem Trinkwassermangel.
Aber auch innerhalb Deutschlands gibt es regionale Unterschiede in der Herkunft des Trinkwassers. Während Schleswig Holstein, Hamburg und Bremen ihr Trinkwasser fast ausschließlich aus Grundwasser gewinnen, liegt in Süddeutschland der Anteil des Oberflächenwassers höher. Andere Regionen oder Kommunen reichern ihr Grundwasser durch Uferfiltration an. Dabei wird Flusswasser im Untergrund versickert und erst nach dem Durchlauf durch diesen natürlichen Filter über Brunnen für die Trinkwassergewinnung genutzt.
Stand: 06.06.2003