Ein großer Teil des Salzes, mit dem wir heute Salzstangen bestücken, Mahlzeiten zubereiten oder die Straße streuen, ist mehrere Hundert Millionen Jahre alt. Die Steinsalzlagerstätten im Bereich des Neckar oder im Berchtesgardener Land, aber auch in den USA, Kanada oder in Russland findet, sind beim Austrocknen von Ozeanen in verschiedenen Phasen der Erdeschichte entstanden.
Schauplatz „Europa“ zur Zeit des Zechstein vor mehr als 250 Millionen Jahren: Die Kontinente sind aufgrund der Plattentektonik noch ganz anders auf der Erdkugel verteilt als in der Jetztzeit. Ein gewaltiges Meer erstreckt sich über große Teile der heutigen Länder England, Polen, Dänemark und Deutschland.
Trocken und heiß ist es seit einiger Zeit. Kein Wunder, dass der Meeresspiegel sinkt und der riesige Ozean unter den extremen Bedingungen langsam anfängt auszutrocknen. Vor allem in den weitgehend vom freien Wasser abgeschlossenen Meeresarmen verdunstet immer mehr H20 und mit der Zeit lagern sich Salze auf den trockenfallenden ehemaligen Ozeanböden ab.
Aufgrund der geringen Wasserlöslichkeit fallen zuerst Kalk und Dolomit aus dem Wasser aus, dann Anhydrit und Gips, schließlich Steinsalz und am Ende die Edelsalze. Im Laufe der Jahrtausende wachsen so charakteristische Schichtungen heran, die zusammen erstaunliche Mächtigkeiten von 60 Metern oder mehr erreichen können. Sand, Staub und überlagernde Gesteinsschichten verschließen die Salzlager sicher und konservieren sie bis in die heutige Zeit.
Soweit das fiktive Szenario. Doch gerade die Mächtigkeit der heutigen Salzlagerstätten gibt den Forschern Rätsel auf: Denn ein Meer, das eine solche Schicht hinterlassen könnte, müsste bei einem Salzgehalt von 3,5 Prozent, wie er heute in den Weltmeeren durchschnittlich gemessen wird, fast 4.000 Meter tief gewesen sein. Mittlerweile haben Geowissenschaftler unter der norddeutschen Tiefebene sogar Salzdepots mit mehr als 1.000 Meter Mächtigkeit entdeckt. Welche Ausmaße muss dann erst der Ozean gehabt haben, der für solche gigantischen Steinsalzlager verantwortlich war?
Wissenschaftler vermuten deshalb, dass bei der Entstehung solcher Megalager noch andere Faktoren eine Rolle spielten, darunter beispielsweise ein natürlicher Salzkonzentrationsprozess in den betroffenen Meeresarmen. Wenn, so die Theorie der Forscher, das langsam austrocknende Becken nicht vollständig von der Frischwasserzufuhr abgeschnitten ist, könnte kontinuierlich salzhaltiges Wasser in das Bassin einströmen, während über der Wasseroberfläche reines Wasser verdunstet. Der Salzgehalt im Meeresarm würde dadurch im Laufe der Zeit immer weiter ansteigen.
Irgendwann könnte dann ein Anheben von untermeerischen Landmassen oder ein Absinken des globalen Meeresspiegels dafür sorgen, dass das Bassin schließlich doch völlig vom offenen Ozean getrennt wird. Aufgrund der enormen Salzkonzentration im Wasser würde dann beim Austrocknen des Meeresarms viel mehr Salz abgelagert als unter normalen Umständen.
Stand: 02.06.2003