Eigentlich hat sie jeder – die Schuppen. Doch bei jedem Dritten sind sie so stark, dass sie sichtbar werden. Die kleinen, weißlichen Kopfhautschüppchen hinterlassen dann eine verräterische Spur auf dunklen Kleidern oder dem Kopfkissen. Die normalerweise einzeln und nur ab zu von der Kopfhaut abgestoßenen toten Hornhautzellen fallen jetzt nicht nur in Massen, sondern obendrein als deutlich sichtbare Klumpen. Zwar verursacht das stetige Geriesel meist keine sonstigen Beschwerden, aber lästig sind sie in jedem Falle.
Grund für die Schuppenplage ist eine Art „Amoklauf“ der Kopfhaut: Die Zellfabriken in der Epidermis laufen dabei auf Hochtouren. Statt nur für Nachschub der an der Oberfläche abgeschilferten Hornhautzellen zu sorgen, produzieren sie mehr Zellen als normal. Diese drängen nach außen und die abgestorbenen alten Zellen müssen weichen. Ganze Zellverbände lösen sich auf einmal von der Hautoberfläche ab, bereit, bei der kleinsten Bewegung des Kopfes zu Boden zu rieseln.
Doch was löst diese Überproduktion in der Kopfhaut aus? Auch hier scheint wieder ein „Untermieter“ des Menschen seine Hand – oder besser gesagt seine Zellausläufer – im Spiel zu haben: Ein winziger Pilz, Pityrosporum ovale, scheint der Sündenbock zu sein. Jeder von uns trägt eine blühende Population dieses Pilzes auf seiner Kopfhaut mit sich herum.
Während jedoch normalerweise unsere mikrobiellen Schutztruppen, harmlose Bakterien, den Pilz am zu starken Wuchern hindern, bekommt er bei jedem Dritten von uns die Überhand. Eine Studie hat gezeigt, dass bei „Nichtschuppern“ der Pilz einen Anteil von 46 Prozent der gesamten Kopfhautflora ausmacht, bei „Schuppern“ dagegen eine erdrückende Mehrheit von 74 Prozent, in Extremfällen sogar 80 Prozent aller Kopfhautorganismen der wuchernden Pilzsippe angehören. Aber ist dieser Massenwuchs auch die Ursache der Schuppen? Oder nur eine Folge?
Diese „Henne-oder Ei“-Frage war bis vor kurzem nicht eindeutig geklärt. Inzwischen aber halten die meisten Forscher P. ovale für den Hauptübeltäter. Ihre Theorie: Die Kopfhaut versucht sich mit aller Macht, gegen den Pilz zu wehren und fährt die Produktion neuer Kopfhautzellen hoch. Durch immer schnelleren Austausch der obersten Hautschicht soll der lästige Aufsitzer abgeschüttelt werden.
Aber die Rechnung geht meist nicht auf. Zwar schält sich die oberste, aus einem Gemisch aus Pilz- und Kopfhautzellen bestehende Hornhautschicht tatsächlich schneller ab, doch dem Pilzwachstum tut dies meist keinen Abbruch. Abhilfe schafft meist nur ein mit antipityrosporalen Wirkstoffen versetztes Schupppenshampoo.
Stand: 13.03.2003