Als Reaktion auf die nicht enden wollende Kritik entwickelte Lovelock die „Daisyworld“. Ein einfaches Computermodell, mit dessen Hilfe er beweisen wollte, dass seine Gaia-Hypothese nicht nur keinen Widerspruch zu den grundliegenden Mechanismen der Evolution darstellte, sondern auch keinerlei teleologischer Absichten bedurfte.
Grundlage des Modells ist ein hypothetischer, erdähnlicher Planet, der nur zwei Lebensformen beherbergt: eine weiße und eine schwarze Gänseblümchenart. Beide gedeihen in einem Temperaturbereich von 5°C und 40°C mit einem Optimum bei rund 22°C. Am Anfang der Simulation sind ihre Samen gleichmäßig auf der Oberfläche von Daisyworld verteilt. Energie- und damit Wärmelieferant für Daisyworld ist die Sonne. In dem Modell ist die Sonneneinstrahlung nicht konstant, sondern nimmt im Laufe der Zeit langsam zu – ähnlich wie dies auch für die Erde der Fall ist.
Zu Beginn von Daisyworld ist es eher kühl auf dem Planeten, die schwarzen Gänseblümchen können wegen ihrer dunklen Färbung mehr Wärme absorbieren und haben daher einen Selektionsvorteil gegenüber den weißen. Sie breiten sich stark aus und färben damit langsam den gesamten Planeten dunkel. Mit zunehmender solarer Einstrahlung steigt die planetarische Temperatur jedoch so weit an, dass die dunklen Gänseblümchen an Überhitzung leiden und sich nur noch in Polnähe halten können.
Die weißen Gänseblümchen dagegen reflektieren die Sonneneinstrahlung und sind dadurch an die höheren Temperaturen besser angepasst. Langsam bekommen sie die Oberhand. Gleichzeitig führen die sich ausbreitenden weißen Flächen jedoch zu einer erhöhten Albedo des Gesamtplaneten. Er gibt dadurch einen immer größeren Anteil der Wärmeeinstrahlung in den Weltraum ab – als Folge bleibt die globale Temperatur trotz zunehmender Sonnenwärme lange Zeit bei etwa 22°C konstant.
Und genau dies wollte Lovelock mit seiner Daisyworld beweisen: Die stabile Regulation der Temperatur in diesem System erfolgt allein über positive und negative Rückkopplungen zwischen Sonneneinstrahlung, Gänseblümchen und Albedo. Teleologie oder gar eine fürsorgende, „altruistische“ Einstellung der Gänseblümchen zugunsten des Planeten gibt es nicht.
Stand: 21.01.2003