„Als Biomasse bezeichnet man land- und forstwirtschaftlich erzeugte Rohstoffe, die in der Nicht-Nahrungsmittelindustrie Verwendung finden“ – Diese gängige Definition in vielen Lexika und auf vielen Internetseiten zum Thema hilft dem Interessierten zunächst nur wenig, um zu verstehen, worum es bei der Biomasse geht. Klarer wird die Sache allerdings dann, wenn man herausfindet, dass unter diesem Begriff so unterschiedliche Naturerzeugnisse wie Holz, Stroh, Grünabfälle oder Gülle zusammengefasst werden, die samt und sonders zur Energieproduktion eingesetzt werden können.
Woher jedoch stammt die Biomasse? Ein Großteil der unter Biomasse subsummierten Bioenergieträger sind Rückstände aus Industrie, Land- und Forstwirtschaft oder Kommunen. Dazu zählen unter anderem Sägespäne, Kronen- oder Schwachholzreste aus dem Holzeinschlag oder die riesigen Strohmengen aus Getreideproduktion.
Doch auch schnellwachsende Baumarten wie Pappeln oder Weiden, im Fachjargon auch als „Kurzumtriebshölzer“ bezeichnet, werden extra zur Energieproduktion angebaut. Die Produkte Zucker-, Stärke- oder Öl-haltiger Pflanzen wie Raps, Sonnenblumen, Getreide oder Zuckerrüben werden ebenfalls zur Biomasse gezählt. Der wichtigste flüssige Bioenergieträger ist Rapsöl. Der daraus hergestellte Rapsölmethylester (so genannter Biodiesel) ist nicht nur mit einem Anteil von 0,8 Prozent am Dieselinlandsverbrauch beteiligt, sondern kann auch in einigen Biomassekraftwerken zur Wärme- und Stromproduktion verfeuert werden.
Aktuell wird jedoch in Deutschland meist Holz als biogener Brennstoff genutzt. Erst mit riesigem Abstand folgen andere Biomasse wie Biogas oder Stroh. Von Wald- über Industrierestholz, Altholz oder Brennholz: Es gibt dabei kaum eine Holzart, die man nicht in Kraftwerken und Heizungsanlagen verbrennt oder vergast. Dabei wird beim Holz das eigentlich zur Verfügung stehende Potential heute noch längst nicht ausgeschöpft. So landen heute immer noch 25 Prozent des Industrierestholzes nicht im Energiesektor sondern schlicht und einfach auf der Deponie.
Die „Pole-Position“, die Holz bei der Nutzung von Biomasse heute einnimmt wird vermutlich nicht mehr von allzu langer Dauer sein. Nach Angaben von Energieexperten des Instituts für Energie und Umwelt in Leipzig könnten Energiepflanzen wie Getreide oder mehrjährige Gräser – vor allem Chinaschilf – dem Holz in Zukunft den Rang ablaufen. Auch die Energieproduktion aus Biogas und Stroh ließe sich nach Meinung der Experten im Laufe der nächsten Jahrzehnte noch um ein Vielfaches steigern.
Stand: 22.10.2002