Im Schatten dieser Giganten existierten aber auch schon die ersten Säugetiere. Zwar waren ihre Anfänge noch bescheiden – sie erreichten gerade einmal die Körpergröße eines Igels – aber letztendlich waren sie die Tiergruppe, der eine große Zukunft bevorstand, während die Dinosaurier am Ende der Kreidezeit für immer von der Erde verschwanden.
Lange Zeit kannte man von Jurassischen Säugetieren nur einzelne Zähnchen und bestenfalls einige Kieferfragmente. Daraus konnte man schließen, dass sie sich ähnlich wie heute Spitzmaus und Igel von Insekten und anderen kleinen Wirbellosen ernährten.
Die Situation änderte sich schlagartig,als der FU-Paläontologe Walter Georg Kühne im Jahre 1959 die Kohlemine-Guimarota in Portugal entdeckte. In den Kohleschichten fanden sich auf Anhieb nicht nur hunderte von. Säugetierzähnen, sondern auch vollständige Kiefer und Schädel, was bei den Paläontologen Anlass zu den kühnsten Träumen gab. Diese sollten nicht enttäuscht, werden. Von 1973 bis 1982 wurden die-Grube Guimarota unter der Leitung der FU-Paläontologen Siegfried Henkel und Bernard Krebs systematisch ausgegraben.
Dabei stellte sich bald heraus, dass man auf ein Eldorado der Paläontologie, einen fossilen Jurassic Garden, gestoßen war. Die zehnjährigen Ausgrabungen – eine der größten Unternehmungen in der Geschichte der Paläontologie – ergaben zehntausende von Fossilfunden, nicht nur von Säugetieren, sondern von nahezu allen Bewohnern dieses fossilen Ökosystems, die bis heute einen Forschungsschwerpunkt an der Freien Universität Berlin darstellen.
In den Gewässern des Guimarota-Kohlesumpfes nahe der portugiesischen Atlantikküste lebten Haie und Rochen, altertümliche Ganoidfische und moderne Knochenfische. Im Schachtelhalmdickicht lauerten Krokodile auf Beute, und auf Bäumwurzeln am Seeufer sonnten sich Schildkröten und Echsen. Das dichte Unterholz des Sumpfwaldes durchstreiften hühnergroße Raubdinosaurier (Theropoden) auf der Suche nach Insekten und kleinen Wirbeltieren.
Das Fehlen der großen Dinosaurier ist eine auffällige Besonderheit dieses Jurassic Garden – möglicherweise haben sie den morastigen Untergrund des Sumpfgebietes gemieden, denn von anderen Fundstellen wissen wir, dass sie in der Nähe durchaus vorgekommen sind. Gegen den Himmel hoben sich die dunklen Silhouetten von Flugsauriern ab, die über den Wipfeln der Araukarien kreisten.
Ab und zu mag ein Urvogel (Archaeopteryx) im Geäst geflattert sein auf der Jagd nach Insekten, die er mit seinen mit scharfen Zähnchen besetzten Kiefernschnappte. Statt der Hornschnäbel heutiger Vögel besaß Archaeopteryx noch bezahnte Kiefer, die daran erinnern, dass die Vögel direkt von den Dinosauriern abstammen. Archäopteryx – bis heute der älteste Vogel, den wir kennen – hatte zwar schon Federn wie wir von den vollständig erhaltenen Skeletten aus den Soinhofener Plattenkalken wissen, dürfte sich aber sonst kaum von kleinen theropoden Dinosauriern (die teilweise auch Federn besaßen) unterschieden haben.
Stand: 14.06.2002