Computer HAL in Arthur C. Clarkes Roman „2001 – Odyssee im Weltraum“ kann bereits die meisten Aktivitäten des menschlichen Gehirns reproduzieren, und dies mit weitaus größerer Schnelligkeit und Zuverlässigkeit als seine menschlichen Gegenparts. Dem Androiden „Data“ aus der Serie „Star Trek“ fehlt eigentlichh nur noch sein „Emotionschip“, um komplett menschenähnlich zu werden und der goldglänzende Protokolldroide C3PO aus dem Film „Star Wars“ kann immerhin munter mit allen denkbaren Aliens konferieren.
Die heutigen Androiden dagegen scheitern reihenweise schon an so einfachen Dingen wie greifen, laufen oder Treppen steigen. Die Intelligenz der HALs von heute bewegt sich gerade mal auf dem Niveau von Eidechsen oder bestenfalls Kleinkindern. Supercomputer können zwar besser Schach spielen, schneller rechnen oder hochspezialisierte Aufgaben lösen als wir Menschen, ihre kommunikativen Fähigkeiten entsprechen jedoch nicht mal denen eines zweijährigen Kindes. Und auch die Versuche, ein Programm zu entwickeln, dessen Gesprächsführung im Test nicht von dem eines echten Menschen zu unterscheiden ist, sind bislang alle gescheitert.
Ein nützlicher Helfer im Alltag
Zwar sind bestimmte Aspekte künstlicher Intelligenz in wenig spektakulärer Form mittlerweile längst Teil unseres Alltags: Expertensysteme helfen beispielsweise Ärzten bei der Diagnose von Krankheiten, „intelligente“ Suchmaschinen durchforsten das Internet nicht nur starr nach dem Suchbegriff, sondern auch nach inhaltlich verwandter Information, und Sprachprogramme können Schrift in gesprochene Sprache umwandeln. Doch verglichen mit den hehren Zielen der KI-Pioniere in den 60er und 70er Jahren des letzten Jahrhunderts sind die heutigen Ergebnisse mehr als enttäuschend – und dies trotz der rasanten Hardware-Fortschritte in der Computer-Technologie.
Waren die frühen Visionen von intelligenten Robotern, Androiden oder künstlichen Superhirnen vielleicht doch einfach zu fantastisch? Zu sehr Fiction und zu wenig Science? Keineswegs. Künstliche Intelligenz, so verkünden KI-Forscher auch heute wieder fast einhellig, ist in der einen oder anderen Form machbar – nur noch nicht gleich. Bestimmt aber irgendwann. Die ganz Mutigen oder Optimistischen unter ihnen, wie Ray Kurzweil oder Hans Moravec versehen ihre Zukunftsszenarien einer schönen neuen KI-Welt sogar wieder mit konkreten Jahreszahlen, wagen es, sich auf einen Zeitplan festzulegen.
Zurück zu den Wurzeln
Doch trotz dieser munteren Visionen, die Hürden auf dem Weg zu echter künstlicher Intelligenz sind heute nicht niedriger als vor 50 Jahren. Sie sind nur andere: Die alten, vielfach durch mangelhafte technische Voraussetzungen gesetzten Grenzen wurden überwunden, nur um den Blick auf neue, noch schwerer zu durchbrechende Barrieren freizugeben. Um diese zu knacken, müssen die KI-Forscher allerdings noch einmal ganz am Anfang beginnen: Bei der fundamentalen Frage nach dem Wesen der Intelligenz…
Nadja Podbregar
Stand: 20.05.2002