Technik

Mosaik des Geistes

Was ist Intelligenz?

Je mehr sich die Wissenschaftler mit der Intelligenz befassen, umso rätselhafter scheint sie zu werden. Glaubte man noch vor rund 50 Jahren, das Geheimnis so gut wie ergründet zu haben, stehen die Kognitions-, Neuro- und KI-Forscher heute wieder vor neuen, noch ungelösten Rätseln. Intelligenz ist, zumindest das glaubt man inzwischen zu wissen, kein monolithischer Block, sondern ein Mosaik aus einer Vielzahl von Einzelfähigkeiten und Prozessen.

Während Computer im Falle von Faktenwissen, Gedächtnisleistungen oder umfangreichen Berechnungen schon heute das menschliche Gehirn eingeholt oder sogar überflügelt haben, sind es vor allem drei Bereiche, an denen die KI-Forsher bislang scheitern:

MIT Roboter Kismet. © Jared C. Benedict/CC BY-SA 2.5

Interaktion und Kommunikation

Eine der entscheidenden Erkenntnisse der heutigen Kognitionsforschung ist die Untrennbarkeit von Intelligenz und Umwelt. Wir reagieren ständig auf Eindrücke von außen, sammeln Informationen, interpretieren sie und schaffen aus ihnen ein Bild der Welt um uns herum. Diese Erfahrungen wiederum sind es, die bestimmen, welche Entscheidungen wir in einer bestimmten Situation fällen, wie wir uns verhalten.

„Beim logischen Denken ziehen wir Schlüsse und lernen aus Erfahrung. Und wir nutzen diese Fähigkeiten, um mit anderen zusammen zu arbeiten“, erklärt V.S. Subrahmanian, Computerforscher an der Universität von Maryland. Die Interaktion mit anderen und der Umgebung setzt allerdings Schnittstellen mit der Umwelt voraus. Beim Menschen leistet dies der Körper mit seinen Sinnesorganen und den ihm gegebenen Ausdrucksmöglichkeiten der Mimik, Gestík und Sprache.

Überflieger in Wahrnehmung und Kommunikation

„Obwohl spektakuläre Versager in der Kunst der langwierigen Berechnungen, sind wir altgediente Überflieger in Wahrnehmung und Navigation“, beschreibt Robotikexperte Hans Moravec die menschlichen Fähigkeiten auf diesem Gebiet. Doch die Computertechnik hinkt hier dem menschlichen Vorbild noch weit hinterher. KI-Forscher sind heute schon froh, wenn sie ihren Maschinen die Umweltwahrnehmung eines Bakteriums oder einer Ameise entlocken können.

Bislang gelingt es gerade einmal, Robotern jeweils einzelne Fertigkeiten beizubringen. So kann Roboter „Kismet“ einfache Gesichtsausdrücke seiner menschlichen Betreuer unterscheiden und auf sie reagieren, Haushaltsroboter erkennen Hindernisse und umfahren sie, und Musterkennungsprogramme identifizieren bestimmte Bewegungsmuster oder Bildelemente. Doch von einer umfassenden Interaktion mit ihrer Umwelt sind alle diese Beispiele noch weit entfernt.

Für David Gelernter, Computerwissenschafter an der Yale Universität liegt hier eines der Hauptprobleme der heutigen KI-Forschung: „Maschinenintelligenz wird nie erreichbar sein, wenn der Computer nicht das volle kognitive Spektrum, darunter auch Gefühle, Träume und die Nuancen von Berührung und Empfindung nachvollziehen kann.“

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Nadja Podbregar
Stand: 20.05.2002

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In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Künstliche Intelligenz
Wenn Maschinen zu denken beginnen...

Cyborgs, Androiden & Co.
Utopie oder realistisches Zukunftsszenario?

"Black Box" Gehirn
Dem Denken auf der Spur

Mosaik des Geistes
Was ist Intelligenz?

Ich fühle, also bin ich...
Was ist Bewusstsein?

Mensch oder Maschine?
Der Turing-Test

Ich spreche, also bin ich...
Sprache als Maßstab für Intelligenz?

Abschied von "Deep Blue"
Neue Ansätze in der KI-Forschung

Imitieren statt kopieren
Der "Top-Down"-Ansatz

Kopieren statt imitieren
Der "Bottom-Up" Ansatz

Evolution der Maschinen
Das "Golem"-Projekt

Cyborg 1.0
Erster Schritt zur Mensch-Maschine?

Blinde sehen, Lahme gehen...?
Implantate als neurologischer "Krückstock"

Mehr als nur Prothesen...
Cyborgs als neue Supermenschen?

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Die Zukunftsvisionen von Moravec und Kurzweil

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Realistische Zukunftsprognose, Schreckensvision oder reine Fiction?

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