Blühende Wiesen und Bäume, das Lieblingshaustier und eine große Schüssel Erdbeeren mit Schlagsahne – für die meisten wäre das ein Grund zu Freude und Wohlgefühl. Aber nicht für alle: Viele Menschen bekommen schon beim Gedanke an diese Dinge Niesanfälle, Atemnot oder juckenden Ausschlag.
Inzwischen ist die Allergie fast zur Volkskrankheit geworden, nach Schätzungen von Experten ist in Deutschland bereits jeder vierte betroffen. Allein unter Heuschnupfen, der häufigsten und bekanntesten Allergieform, leiden hierzulande zwölf Millionen Menschen – Tendenz steigend. Untersuchungen zeigen, daß besonders Kinder von der Zunahme der Allergien betroffen sind, inzwischen schätzen Allergologen die Zahl der allergiekranken Kinder auf 35 Prozent.
Warum sich Allergien immer mehr zur „Geißel des Industriezeitalters“ entwickeln, wissen die Wissenschaftler nicht genau. Paradoxerweise scheint nicht die Umweltverschmutzung der „Hauptschuldige“ für diese Entwicklung zu sein – im Gegenteil: Experten sehen heute eher die „Segnungen“ der modernen Lebensweise als Krankmacher. „Unsere Kinder wachsen zunehmend in überbehüteten Lebensräumen auf“, erklärt Professor Dr. Carl-Peter Bauer, Leiter einer Kinderfachklinik, den Zusammenhang. „Die kindliche Immunabwehr ist nicht angeboren, sie muß durch Training aufgebaut werden. Durch unsere heutige Lebensweise haben Kinder seltener Infekte. Die aber sind eine wichtige Herausforderung für das Immunsystem.“
Gerade in der Kindheit lernt die Immunabwehr, zwischen „fremd und bedrohlich“ und „fremd und harmlos“ zu unterscheiden. Normalerweise sorgen Kontrollmechanismen dafür, daß Krankheitserreger wie Bakterien oder Viren bekämpft werden, die „Schutztruppen“ des Körpers aber bei Kontakt mit harmlosen Substanzen „zurückgepfiffen“ werden. Bei Allergikern funktioniert diese Steuerung nicht richtig, so daß das Immunsystem Pollen, Hausstaub und anderen allergieauslösenden Stoffen als dem vermeintlichen „Feind“ den Kampf ansagt. Die Folgen sind Allergikern sattsam bekannt: die Schleimhäute schwellen an, die Luftwege verengen sich, die Nase läuft, die Augen tränen oder die Haut juckt und wird rot.
Nur diese unverhältnismäßigen überschießenden Reaktionen des Immunsystems auf normalerweise harmlose Substanzen sind im medizinischen Sinne „echte“ Allergien. Sie entwickeln sich typischerweise niemals schon beim ersten Kontakt mit einem einem allergieauslösenden Stoff, dem Allergen, sondern erst nachdem die Immunabwehr durch mehrmalige Begegnung für die Substanz sensibilisiert ist. Erst dann ist das Allergen als „Feind“ registriert und löst eine Abwehrreaktion aus.
Stand: 26.03.2002