Neben den Freß- und Killerzellen sind Antikörper die „Hauptwaffen“ der Immunabwehr gegen einen Eindringling. Die großen Y-förmigen Eiweißmoleküle schwimmen frei im Blut und können nach dem Schlüssel-Schloß-Prinzip an Oberflächenstrukturen der eingedrungenen Fremdstoffe andocken. Sie machen die solchermaßen „besetzten“ Substanzen damit entweder direkt unwirksam, oder markieren sie, so daß sie von Freß- und Killerzellen leichter erkannt und zerstört werden können.
Bei Allergikern können bestimmte Antikörper nicht mehr zwischen harmlosen und gefährlichen Fremdkörpern unterscheiden, sie besetzen die eingedrungenen Allergene und lösen damit eine unverhältnismäßige Immunreaktion aus – die Allergie. Jedes der Millionen unterschiedlicher Antikörper in unserem Körper ist jeweils nur gegen ein bestimmtes Antigen oder Allergen wirksam. Je nachdem, ob ein „Eindringling“ der Immunabwehr bereits bekannt ist, oder ob es sich um einen „neuen Gegner“ handelt, sind daher die jeweils passenden Abwehrmoleküle im Blut bereits vorhanden oder müssen erst neu produziert werden. Abgesehen von ihrer Spezialisierung auf bestimmte Antigene lassen sich fünf übergeordnete Klassen von Antikörpern unterscheiden.
Die wichtigsten und häufigsten Antikörper im Blut gehören zum Immunglobulin G (IgG). Sie können noch in feinste Gewebsspalten eindringen und sind zusammen mit den Immunglobulinen M dafür verantwortlich, daß Bakterienzellen umhüllt und unschädlich gemacht werden. Dazu bilden beide Immunglobuline mit den Antigenen auf der Oberfläche des Bakteriums einen Komplex, der ein spezielles Enzym im Blut aktiviert. Dieses löst eine ganze Kette von sogenannten Komplementreaktionen aus, die die Membran der Bakterienzelle aufbrechen und diese letztendlich abtöten.
Die Immunglobuline des Typs E sind die für die allergische Sofortreaktion entscheidende Antikörperklasse. Ihre „schweren“ Ketten sind so aufgebaut, daß sie sich besonders gut auf der Oberfläche der sogenannten Mastzellen anheften können. Diese im Blut und in den Schleimhäuten zahlreich vertretenen Zellen enthalten und bilden Histamin, ein Gewebshormon, daß zum Beispiel bei Entzündungen für die Erweiterung der Gefäße sorgt und so den Abwehrzellen leichteren Zugang ermöglicht. Das Anschwellen der Schleimhäute bei akuten Allergieanfällen ist unter anderem auf die durch IgEs aktivierte Ausschüttung von Histaminen zurückzuführen.
Immunglobulin A findet sich vor allem in Speichel und in der Tränenflüssigkeit. Vermutlich schützt es Atemwege und Verdauungsorgane, indem es Mikroorganismen am Eindringen in die Schleimhäute hindert.
Die Rolle der Immunglobuline D ist noch weitgehend unbekannt. Da die Antikörper diesen Typs aber vorwiegend in Zellmembranen eingelagert sind, könnten sie für die Regulation der Membranaktivität von Bedeutung sein.
Stand: 26.03.2002