80 verschiedene Landschaftstypen, 58 politische Einheiten, 143 Städte, 600 Tourismusorte und 6.000 Gemeinden bilden die Alpen. Der gesamte Alpenbogen besitzt eine Ausdehnung von 800 Kilometern, was eine große naturräumliche und kulturelle Vielfalt mit sich bringt.
Die Alpen sind Europas größtes und höchstes Gebirge und auch der letzte zusammenhängende Naturraum. Sie bieten Lebensraum für über 14 Millionen Menschen. Woran es der Bevölkerung der unterschiedlichen Volks-, Sprach-, und Kulturgruppen jedoch oftmals fehlt, ist der Blick über den einheimischen Berggipfel hinaus. Angesichts des Zusammenwachsens Europas ist eine alpenweite Sichtweise, ein gemeinsames Auftreten in Europa unumgänglich.
Denn mit der Neustrukturierung Europas durch die Schaffung eines einheitlichen Wirtschaftsraumes geraten die Alpen immer stärker ins Spannungsfeld europäischer Interessen. Die Alpen werden zunehmend zu einem Eldorado für Freizeit, Sport und Erholung. Mit über 100 Millionen Besuchern jährlich sind sie heute größtes Erholungsgebiet Europas. Als geografischer Mittelpunkt des europäischen Wirtschaftsraumes sind sie zudem wichtigster Transitraum eines wachsenden Nord-Süd-Verkehrs. Millionen von Lastwagen und PKW überqueren das höchste Gebirge Europas jährlich. In der gesamteuropäischen Entwicklung werden die Alpen so immer mehr auf die Funktionen Erholung und Transit reduziert.
Als Folge nehmen die räumlichen und sozioökonomischen Gegensätze im alpinen Raum immer stärker zu. Gut erreichbare Tal- und Beckenlagen verstädtern zunehmend und werden zu Stadtrandlagen großer europäischer Zentren wie Nizza, Genf oder München. Siedlungen in abgelegenen Gegenden entvölkern sich aus Mangel an Beschäftigungsmöglichkeiten zusehends. Diese Entwicklung belegt den zunehmende Einfluß von außen. Die Selbstbestimmung und der Handlungsspielraum alpiner Gemeinden wird immer kleiner. Fremdes Kapitals drängt zunehmend in die alpinen Immobilienmärkte und diktiert die Entwicklung.
Nach Ansicht von Experten erzwingen diese von außen gesteuerten Nutzungsansprüche die Aufgabe der traditionellen Lebens- und Wirtschaftsweisen. Die kleinräumige, arbeitsintensive alpine Land- und Forstwirtschaft ist im europäischen Vergleich nicht konkurrenzfähig und wird in die moderne Entwicklung nicht integriert. Doch gerade die traditionelle Berglandwirtschaft trägt zur angepassten, umweltgerechten Bewirtschaftung im Alpenraum bei. Sie leistet einen wichtigen Beitrag zur Stabilität der Hochgebirgsnatur und dem Erhalt des typischen Charakters der 4000-jährigen Kulturlandschaft der Alpen.
Stand: 23.03.2002