120.000 Menschen unterschrieben seit der Schließung des ausgebrannten Mont-Blanc-Tunnels gegen die Wiedereröffnung für den LKW-Schwerverkehr. Ein brennender LKW hatte im März 1999 ein Flammeninferno ausgelöst, in dem 39 Menschen zu Tode kamen. Dennoch, der Tunnel wurde im März 2002 nach zweijährigen Renovierungsarbeiten auch für den Schwerverkehr wieder passierbar gemacht.
Dabei ist der Mont-Blanc-Tunnel nicht der einzige, in dem mangelnde Sicherheitsstandards zu Brandkatastrophen geführt haben. Nur kurze Zeit später, im Mai 1999, ereignete sich im Tauerntunnel die nächste Katastrophe dieser Art. Die Forderung der Petitionen lautet daher: Kein Schwerverkehr im renovierten Mont-Blanc-Tunnel und auch kein Bau einer zweiten Röhre am Gotthard-Autobahntunnel – 19.000 Fahrzeuge durchqueren diesen bereits täglich.
Um die wachsenden Güter- und Verkehrsströme über die Alpen gefahrenfrei und umweltgerecht zu bewältigen, muss nach Ansicht von Experten der Großteil des Verkehrs von der Straße auf die Schiene verlagert werden. Die EU sieht daher den Ausbau der Eisenbahn-Transitachsen im Alpenraum vor. Ein leistungsfähiges Güterverkehrsnetz soll die Alpen großräumig mit Europa verbinden. Die wichtigste Nord-Süd-Routen bilden dabei die Schweizer Lötschenberg- und St. Gotthard-Basistunnel sowie der österreichisch-italienische Brennerbasistunnel. Als „rollende Landstrasse“ sollen LKW dann künftig – mitsamt dem Fahrer – im „Huckepack“ auf einen Zug verachtet und durch die Alpen transportiert werden.
Die Schweiz geht dabei mit gutem Beispiel voran. Über 70 Prozent ihres Güterverkehrs wird heute bereits über die Schiene abgewickelt. Bis 2004 wird er sogar komplett von der Straße auf die Schiene verlegt sein – ein Volksentscheid von 1994 hatte dies so entschieden. Das Kernstück der Verkehrspolitik bildet dabei die „neue Eisenbahn-Transversale“ NEAT, bestehend aus dem Gotthard- und Lötschenberg-Basistunnel.
Der Bau der neuen Eisenbahn-Hochleistungsstrecken ist teuer und langwierig. Die beiden Tunneltrassen werden voraussichtlich 14 Mrd. Franken verschlingen. Treten keine unvorhergesehenen Störungen wie Gesteinsabgleitungen oder Wassereinbrüche ein, werden beide Tunnel bis 2013 fertiggestellt und der 57 Kilometer lange Gotthardtunnel damit der längste Eisenbahntunnel der Welt sein. Prognosen zufolge werden die Tunnel mit 70 Millionen Tonnen Gütern im Jahr die Hälfte des alpenquerenden Transportvolumens übernehmen.
Bleibt zu hoffen, dass die anderen Alpenländer dem Schweizer Modell folgen und neben alpenweiter Abgabenerhöhung und Nachtfahrverbot für LKW die konsequente Verkehrsverlagerung auf die Schiene nicht nur eine Absichtserklärung bleibt.
Stand: 23.03.2002