vor rund 365 Millionen Jahren
Ausmaß: 55-82 Prozent aller marinen Spezies
Prominente Opfer: Panzerfische
Ursachen: Meoriteneinschlag, Klimaabkühlung, Sauerstoffmangel in den Ozeanen
Die Eroberung des Festlands
Vor rund 410 Millionen Jahren hatte sich das Gesicht der Erde entscheidend gewandelt: Durch die Bewegungen der Erdkruste hatten sich die ersten Gebirge gebildet, Täler, Binnenmeere und ausgedehnte Sümpfe entstanden. Gegen Ende des Silur hatten bereits die ersten Pflanzen begonnen, sich in den sumpfigen Gegenden anzusiedelten, im Devon eroberten sie nach und nach das gesamte Festland. Zuerst noch klein, unscheinbar und eher algenähnlich, entwickelten sich die Landpflanzen im Laufe dieses Zeitalters zu bis zu 15 Meter hohen Riesen. Vorfahren der heutigen Bärlappgewächse bildeten dichte Wälder und boten damit auch den ersten Tieren, die sich an Land wagten, einen idealen Lebensraum.
Doch die Eroberung des Festlands durch die Tiere kam zunächst nur schleppend in Gang. Die ersten Landbewohner waren Spinnentiere, Vorfahren der heutigen Skorpione und Hundertfüßler. Sie atmeten nicht über Kiemen, sondern durch ein luftgefülltes Röhrensystem, die Tracheen, und waren daher zum Atmen nicht auf Wasser angewiesen. Ihr stabiles Außenskelett schützte sie vor dem Austrocknen und ermöglichte ihnen die Fortbewegung an Land.
Herrschaft der Panzerfische
Aber auch wenn die ersten Pioniere bereits das Festland durchstreiften, der Schwerpunkt des tierischen Lebens lag noch immer in den Ozeanen. Und hier hatte sich inzwischen einiges getan: Ammoniten tummelten sich im Wasser und aus einfachen kieferlosen Wirbeltieren waren die ersten echten Fische entstanden und hatten sich explosionsartig in den Meeren ausgebreitet. Besonders die Panzerfische dominierten mit ihrer großen Formenvielfalt und ihrer teilweise gewaltigen Größe den gesamten marinen Lebensraum. Ihr Kopf war von einem massiven Knochenpanzer umgeben, ihr Hinterleib dagegen panzerlos und daher besonders beweglich.
Die bis zu zehn Meter langen Räuber der Tiefe griffen auch große Beutetiere an und jagten sogar Haifische, die sich ebenfalls zu dieser Zeit entwickelten. Die heutigen Knochenfische sind entfernte Verwandte dieser großen Jäger des Devonmeeres, genauso wie auch, letzten Endes, alle landlebenden Wirbeltiere. Denn die ersten Übergangsformen zwischen Fischen und Amphibien, quastenflosserartige Vierbeiner, gingen aus primitiven Knochenfischen hervor.
Ende einer Ära
Während das Leben an Land allmählich aufblühte, erlitt die marine Lebenswelt jedoch am Ende des Devon, vor rund 365 Millionen Jahren, einen der härtesten Rückschläge ihrer Geschichte. Innerhalb kurzer Zeit starben mehr als die Hälfte, in den tropischen Regionen sogar mehr als 80 Prozent aller Meeresbewohner aus. Besonders stark betroffen waren Ammonitenarten, die Brachiopoden, die sich nach dem großen Sterben im Ordovizium wieder gut erholt hatten und die riffbauenden Korallen. Sie wurden fast vollständig ausgelöscht. Die herausragendsten Opfer waren aber die Panzerfische, ihre Ära ging mit dem Ende des Devon endgültig zu Ende.
Was das Massenaussterben im Devon auslöste, ist unklar. Vermutlich war es aber, ähnlich wie schon in den beiden vorhergehenden Untergangsphasen, eine deutliche Abkühlung des Klimas, ausgelöst durch eine neue Vereisung des Großkontinents Gondwana. Es soll jedoch auch Hinweise auf einen möglichen Meteoriteneinschlag zu dieser Zeit geben, die Egebnisse sind jedoch widersprüchlich.
Nadja Podbregar
Stand: 20.02.2002