Evolution

Kosmischer Killer oder Nebenschauplatz?

Die möglichen Auswirkungen eines Meteoriteneinschlags

Die Folgen eines Meteoriteneinschlags der Größenordnung des mutmaßlichen „Dinokillers“ wären dramatisch: Der zehn Kilometer große und rund 500 Milliarden Tonnen schwere Koloss traf mit einer Geschwindigkeit von 40.000 Kilometern pro Stunde auf die Erde. Bei seinem Einschlag explodierte er und setzte dabei Energie frei, die der Explosion von fünf bis zehn Milliarden Hiroshima-Bomben entsprach.

Explosion des Krakatau 1883 © NGDC

In Sekunden einmal um den Globus

Das Gestein des Meteoriten und der Aufschlagsstelle verdampfte in Sekundenschnelle und raste in einer glühendheißen Druckwelle in kürzester Zeit einmal um den Globus. Geschmolzenes Gestein und Trümmer verstreuten sich über Tausende von Kilometern hinweg, eine dicke Staubwolke breitete sich in der Atmosphäre aus und verdunkelte den Himmel. Aus der Dicke der K-T-Grenzschicht und den hohen Iridiumkonzentrationen schließen Forscher, dass beim Einschlag des Meteoriten bis zu 500 Milliarden Tonnen außerirdisches Material über die gesamte Erde verteilt worden sein könnten.

„Impaktwinter“ mit Dunkelheit und Kälte…

Vermutlich hielt die durch den Einschlag ausgelöste Dunkelheit über mehrere Wochen an und nahm damit den Pflanzen das für die Photosysnthese nötige Sonnenlicht. Als Folge starb schon nach kurzer Zeit ein Großteil der Landpflanzen und Meeresalgen.

Asteroideneinschlag © NASA

In den Fossilien der K-T-Grenze lässt sich tatsächlich an einigen Orten ein deutlicher Bruch in der Pflanzenwelt beobachten: Die vorher dominierenden Blütenpflanzen- und Koniferenpollen fehlen in der Grenzschicht völlig, stattdessen finden sich fast ausschließlich Reste von Farnpflanzen. Ein Hinweis darauf, dass die ursprüngliche Flora verschwand und zunächst von anspruchslosen Pionierpflanzen abgelöst wurde.

Die durch den Einschlag freigesetzten Gase könnten gleichzeitig einen extrem sauren Regen ausgelöst haben, der vermutlich vielen Meeresbewohnern den Garaus machte. Der in der Atmosphäre verteilte Staubschleier verdünnte sich mit der Zeit, schluckte aber weiterhin einen Großteil des Sonnenlichts und auch der Sonnenwärme.

Einen ähnlichen, wenn auch tausendfach schwächeren Effekt, löste der Ausbruch des Krakatau im Jahr 1883 aus: Er schleuderte vier Kubikkilometer Staub und Asche in die Atmosphäre. Diese verteilten sich rund um den Globus und lösten ein „Jahr ohne Sommer“ aus. Nach Schätzungen einiger Wissenschaftler könnten die globalen Temperaturen nach einem Einschlag eines zehn Kilometer Meteoriten sogar um 25 Grad gefallen sein. Ein so genannter „Impaktwinter“ wäre die Folge gewesen. Besonders die wärmeangepassten Arten der tropischen Breiten hätten einen solchen Temperatursturz nicht überlebt.

…oder doch Treibhauseffekt?

Doch eine globale Abkühlung muss nicht die einzige Klimafolge eines solchen Einschlags gewesen sein. Denkbar wäre auch, dass – besonders nach einem Einschlag im Meer – die in die Atmosphäre geschleuderten Gase einen starken Treibhauseffekt erzeugten und sich die Temperaturen daher weltweit immer mehr erhöht haben. Leidtragende in diesem Fall wären vermutlich vor allem die kälteangepassten Organismen der höheren Breiten.

Welches dieser Klimaszenarien nach einem Meteoriteneinschlag eingetreten sein könnte oder ob vielleicht sogar beide nacheinander stattfanden, ist noch umstritten. Es gibt für beides Theorien und auch einige Hinweise. Das gleiche allerdings gilt auch noch immer für die ganze Theorie eines „kosmischen Killers“. Während einige Forscher inzwischen auch für andere Massenaussterben außer dem in der Kreidezeit einen Meteoriteneinschlag als Auslöser favorisieren, vermuten andere den „Schuldigen“ ganz woanders…

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Stand: 21.02.2002

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In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Massenaussterben
Katastrophale "Unfälle" der Evolution?

Überlebensrate 0,1 Prozent
Aussterben prägt die Erdgeschichte

Mehr als nur eine Frage der Masse...
Was kennzeichnet ein Massenaussterben?

Kambrium
Das "Aus" für die Trilobiten

Ordovizium
Aufstieg und Fall der räuberischen Nautiloideen

Devon
Die Ära der Panzerfische

Perm
Das größte Aussterben der Erdgeschichte

Trias
Als die Vorfahren der Saurier starben...

Kreide-Tertiär
Der Untergang der Dinosaurier

Wer war's?
Der erste Verdächtige: Meeresspiegelschwankungen

Todesfalle Temperatur?
Der zweite Verdächtige: Klimawandel

Kosmische Katastrophe?
Der dritte Verdächtige: Ein Meteoriteneinschlag

Kosmischer Killer oder Nebenschauplatz?
Die möglichen Auswirkungen eines Meteoriteneinschlags

Feuerspeiende Erde
Der vierte Verdächtige: Katastrophale Vulkanausbrüche

Flammendes Inferno mit globalen Folgen?
Die möglichen Folgen des Dekkan-Trapp-Vulkanismus

Impakt oder Vulkanismus?
Der Streit um das Aussterben der Dinosaurier

Der Fall Nemesis
Sind Massenaussterben periodisch wiederkehrend?

Tod mit System?
Periodizität als heißes Eisen und Streitfall

Wildwasser statt ruhiger Fluss
Massenaussterben als Motor der Evolution

Pech, Zufall oder Vorsehung?
Wer wird Opfer?

Wie stirbt man aus?
Faktoren, die das Aussterben begünstigen

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