Mehrfach in der Erdgeschichte wurden ganze Tier- und Pflanzengruppen ausgelöscht. Von ihnen bleibt heute nichts als ein paar versteinerte Fossilien. Egal ob winzige riffbauende Mikroorganismen oder gewaltige Meeressaurier, ob schwebende Meeresalgen oder riesige Wälder aus Schachtelhalmen – sie alle existieren nicht mehr. Doch schon die Tatsache, dass es heute Menschen gibt, zeigt, dass immer einige Arten überlebten. Offenbar traf es einige Lebensformen stärker als andere, gab es neben den Opfern immer auch Gewinner…
Wie funktioniert Evolution?
Doch warum? Was ließ die einen aussterben und andere überleben? Hatten die Opfer einfach Pech und lebten zur falschen Zeit am falschen Ort? Ist es purer Zufall? Oder war es vielmehr eigene „Schuld“, waren sie einfach nicht fit genug, um der Konkurrenz durch andere Arten oder den Umweltbedingungen stand zu halten? Die Antwort auf diese Fragen ist gleich in zweierlei Hinsicht entscheidend: Sie gibt einerseits einen Einblick in die Arbeitsweise der Evolution. Sie erklärt, warum die Tier- und Pflanzenwelt heute so und nicht anders zusammengesetzt ist.
Andererseits kann sie wichtige Hinweise auf die Ursachen des jeweiligen Massenaussterbens geben. Waren alle Opfer kälteempfindlich, könnte beispielsweise eine globale Abkühlung die Ursache ihres Aussterbens gewesen sein, waren sie alle Laubfresser, ging ihrem Untergang vielleicht ein Rückzug der Wälder voraus. Die erste Frage, die die Paläontologen und Evolutionsbiologen sich stellen, lautet daher in der Regel: „Was haben die Opfer, was andere nicht haben? Gibt es Gemeinsamkeiten unter ihnen?“
Reine Statistik oder Kausalzusamenhang?
Doch leider ist die Suche nach einer Antwort nicht gerade leicht. Auch wenn die Gewinner und Verlierer eines Massenaussterbens lückenlos bekannt sind – was keineswegs immer der Fall ist – bleibt noch der entscheidende Schritt, der Vergleich ihrer jeweiligen Eigenschaften. Doch derer gibt es viele. Angefangen von der Anatomie – war es die Größe, die Schwerfälligkeit, das Gewicht? – über das Verhalten – waren es Räuber, Grasfresser, Herdentiere? – bis hin zum Stoffwechsel oder der genetischen Ausstattung reicht das Spektrum der möglichen Gemeinsamkeiten.