Die modernen Supersternwarten unterscheiden sich in ihrer Konzeption zum Teil recht deutlich und erfüllen unterschiedliche Aufgaben. Das Hobby-Eberly-Teleskop (HET) des McDonald-Observatoriums zum Beispiel erreicht fast die Spiegeldimensionen der Keck-Giganten, ist aber dennoch nicht mit ihnen vergleichbar. Denn wie das große 305-Meter-Radio-Teleskop von Arecibo auf Puerto Rico wurde das HET nicht frei beweglich gebaut. Seine Gitterkonstruktion ist um 55 Grad gegen den Horizont geneigt und auf einer runden Plattform um 360 Grad drehbar verankert. Der Hauptspiegel ist also lediglich in der Lage, einen Vollkreis mit 35 Grad Radius um den Zenith, den Kopfpunkt am Himmel, auszuführen. Dieses ungewöhnliche Instrument auf dem Mount Fowlkes in Texas ist ein kostengünstiges Projekt und komplett auf spektroskopischen Einsatz zugeschnitten.
Wenn wir den Blick noch einmal auf die paradiesische Insel Hawaii richten, gleichsam ein Eldorado für Astronomen, finden wir hier unweit von Keck eine weitere Monumentalsternwarte. Denn ebenfalls auf dem Mauna Kea steht das Subaru-Teleskop, dessen »Seele« ein 8,2-Meter-Spiegel ist und dessen Körper aus modernster Technik besteht. Wie bei den Keck-Zwillingen hält auch hier ein hochaktives System aus 120 Aktuatoren die optischen Elemente in exakter Position, magnetische Führungen helfen bei der ultrapräzisen Steuerung des Instruments, verschiedene Zusatzinstrumente werden mit höchster Effizienz über ein automatisches System gewechselt, und das Design des Kuppelgebäudes unterdrückt örtliche atmosphärische Turbulenzen.
Der Mauna Kea beherbergt auch Gemini Nord, einen weiteren acht-Meter-Riesen. Zusammen mit dem Zwillingsinstrument Gemini Süd auf dem chilenischen Cerro Pachón decken Astronomen mit diesem internationalen Projekt den gesamten Sternenhimmel mit einer unerreichten Qualität ab. Hierbei sind die »Geminis« sowohl im Optischen als auch im Infraroten zu Gange und widmen sich dabei Galaxienkernen, Schwarzen Löchern oder interstellaren Gas- und Staubwolken.
Wie alle anderen modernen Superteleskope sind die Geminis mit einer adaptiven Optik (AO) ausgerüstet. Sie reagiert in Sekundenbruchteilen auf atmosphärische Turbulenzen: Die Messwerte jagen zunächst in den Computer, der sämtliche Aktuatoren an einem deformierbaren Spiegel steuert. Diese Stell-Elemente biegen ihn schlagartig so zurecht, dass er die Störungen in der Atmosphäre wieder ausgleicht. Das alles muss wirklich blitzartig ablaufen und sich ständig wiederholen. Die Optik »flimmert« gewissermaßen im Gegentakt zur Luft – und das Bild des eingestellten Objekts wird viel schärfer als es die Erdatmosphäre eigentlich erlaubt. Einige AOs orientieren sich sogar am Flackern eines künstlichen Sterns. Er wird per Laser durch Anregung der »Luftmoleküle« in der Hochatmosphäre erzeugt und hat den Vorteil, immer da zu sein, wo man ihn braucht, um dann auch noch genau die richtige Helligkeit für die Messung zu besitzen.
Stand: 21.01.2002