Sie laufen „bergauf und bergab, schlagen die klotzigen Steine mit ihren Hämmern, nur um zu sehen, wie die Erde entstanden ist…“ – so beschreibt 1823 der englische Schriftsteller Sir Walter Scott die Arbeit von Geologen. Auch heute noch prägt dieses Bild die Vorstellungen der meisten Menschen – nicht nur von der Geologie, sondern auch von den Geowissenschaften insgesamt. Die „Forscher der Erde“ sind eben, so die gängige Ansicht, diejenigen, die sich im Inneren der Erde auskennen, und sich mit Gesteinen, Mineralien und allenfalls vielleicht noch mit Fossilien beschäftigen. Doch dem ist nicht so.
Die Fachrichtungen der Geowissenschaften sind ähnlich vielfältig und vielgestaltig wie ihr Untersuchungsobjekt, die Erde selbst. Vom glühenden brodelnden Inneren des Planeten über die feste Kruste mit ihren Meeren und Kontinenten bis hin zu den luftigen Höhen der irdischen Atmosphäre reicht die Spannbreite dessen, was die Geowissenschaftler erkunden, untersuchen und analysieren.
Und entsprechend vielfältig sind auch die geowissenschaftlichen Forschungsrichtungen: Von Geologen und Geophysikern über Ozeanographen, Kartographen und Geodäten bis hin zu Klimatologen, Meteorologen und Aeronomen reicht die Palette. Doch genau hier liegt das Problem: Die Arbeit vieler Forschungsrichtungen ist schlichtweg unbekannt und ihre Vertreter werden immer wieder mit Vorurteilen und falschen Vorstellungen über ihre Tätigkeiten konfrontiert.
Andererseits werden die einzelnen Geowissenschaften in der breiten Öffentlichkeit wiederum so gut wie nie als eine übergreifende „Wissenschaft von der Erde“ wahrgenommen. Die Alfred-Wegener-Stiftung, ein Zusammenschluss von 20 geowissenschaftlichen Verbänden und Gesellschaften, sieht hier dringenden Handlungsbedarf: „Die Geowissenschaften müssen gegenüber der Öffentlichkeit und Politik gemeinsam ihre Bedeutung für unsere Gesellschaft vertreten.“ Und auch für den Leiter des GeoForschungsZentrums Potsdam, Rolf Emmermann, heißt dies: „Geowissenschaftler muss ein Markenname werden.“
Doch mit dem geowissenschaftlichen „Wir-Gefühl“ hapert es auch bei den „Geos“ selbst allzuoft. Emmermann dazu in der Berliner Zeitung: „Wir haben zu lange in einzelnen Disziplinen gedacht. Die Kolleginnen und Kollegen sollen sich nicht mehr nur als Geophysiker und Klimatologen, als Geodäten und Paläontologen sehen, sondern als Geowissenschaftler.“
Diesem Zustand Abhilfe zu schaffen, ist eines der Ziele des gerade begonnen Jahres der Geowissenschaften. Ob dies auch gelingt, wird sich allerdings noch zeigen müssen…
Stand: 19.01.2002