Die Idee einer Wache gegen Meteoriten ist nicht neu: Schon in den siebziger Jahren beschrieb der Science Fiction Autor Arthur C. in seinem Buch „Spaceguard Survey“ ein Projekt, das den Himmel nach drohenden Asteroiden absuchte. Vor einigen Jahren noch als Spielerei und unrealistisch verspottet, werden Projekte dieser Art spätestens seit dem spektakulären Einschlag der Kometenbruchstücke von Shoemaker-Levy-9 auf dem Jupiter ernstgenommen.
Bereits 1992 hatten amerikanische Astronomen ein Programm zur systematischen Erfassung und Suche nach Erdbahnkreuzern und anderen erdnahen Objekten vorgeschlagen. Ihr nach Clarkes Roman „Spaceguard Survey“ genannter Vorschlag sah eine Anordnung von sechs weltweit verteilten Spiegelteleskopen der 2- Meter Klasse vor. Obwohl die Kosten dafür mit 50 Millionen Dollar vergleichsweise gering gewesen wären, wurde die Finanzierung nicht bewilligt. Inzwischen hat die NASA allerdings den Forschungbedarf auf diesem Gebiet eingesehen und den Jahressetat auf drei Millionen Dollar aufgestockt.
Weltweit existieren heute einige Projekte und Initiativen, die gezielt Ausschau nach Erdbahnkreuzern und anderen erdnahen Objekten halten. Ihr Problem ist vielfach, daß die meisten der heute genutzten Teleskope für die Suche nach NEOs ungeeignet sind. Während die hochmodernen Teleskope auf der Erde darauf spezialisiert sind, einen winzigen Ausschnitt des Himmels bis in tiefsten Tiefen auszuloten, braucht man für die Beobachtung von Asteroiden eher einfachere, kleinere Teleskope, die einen größeren Himmelsbereich „auf einen Blick“ erfassen können.
In seinem Bericht vor Vertretern der amerikanischen Regierung und der NASA kritisierte der Wissenschaftler Clark R. Chapman den gegenwärtigen Stand der NEO-Forschung: „…Die schlechte Nachricht ist, daß wir noch nicht einmal richtig mit dem Spaceguard Survey begonnen haben. Bei der jetzigen Beobachtungsrate brauchen wir fast ein Jahrhundert um 90 Prozent aller größeren erdnahen Objekte zu entdecken.“
Chapman geht in seinem Bericht nur von den rund 2000 Erdbahnkreuzern von mehr als einem Kilometer Durchmesser aus. Die Zahl der weitaus schwerer zu entdeckenden kleineren Asteroiden und Kometen wird noch einmal auf mindestens 100 000 geschätzt.
Zur Zeit laufen vor allem fünf größere Projekte:
Spacewatch
Das Projekt eines Astronomenteams der University of Arizona in Tucson ist die erste computergestützte Himmelsdurchmusterung überhaupt. Die Forscher ergänzten dazu ein altes Linsenteleskop aus dem Jahr 1921 durch hochgerüstete Elektronik und automatische Computerauswertung. Seit dem Beginn ihrer Arbeit hat das Spacewatch-Team damit ein Drittel aller bisherigen NEO-Entdeckungen gemacht. Die kleinsten gefundenen Brocken waren nur sechs Meter groß.
LONEOS
Die „Lowell Observatory Near-Earth Object Search“ ist eine Fortsetzung des von dem Pionier der Meteoritenforschung Eugene Shoemaker begonnenen Programms.Von ihrem Standort in der Anderson Mesa in Arizona aus suchen die Astronomen des LONEOS-Proiekts den Himmel mit einem 58 Zentimeter Schmidt Teleskop ab. Ihren ersten NEO entdeckten die Forscher am 18. Juni 1998. Ziel des Projekts ist es, innerhalb der nächsten zehn Jahre etwa 1000 der größeren und rund doppelt so viele kleinere NEOs zu entdecken und ihre Flugbahn zu kartieren.
LINEAR
Mit einem alten 1-Meter Teleskop der Air Force sucht das „Lincoln Near Earth Asteroid Project“ des Massachusetts Institute of Technology (MIT) seit März 1998 nach erdnahen Objekten. Die auf der White Sands Missile Range in New Mexico stationierten Astronomen haben bereits in den ersten Monaten des Projektes 59 neue NEOs darunter sieben Kometen entdeckt.
NEAT
Auf Hawaii arbeiten Wissenschaftler des Jet Propulsion Laboratory der NASA seit 1996 am „Near Earth-Asteroid Tracking“ Projekt. Auch sie nutzen ein altes 1-Meter Air Force Teleskop, das früher der Beobachtung von Satelliten diente. Mit einer automatischen Kamera ausgerüstet durchsucht es den Himmel nach NEOs.
EUNEASO
Auch in Europa wird nach erdnahen Objekten Ausschau gehalten: Im „European Near Earth Asteroids Research Observatories“ Programm haben sich europäische Wissenschaftler zusammengeschlossen. Beteiligt sind unter anderem auch das Institut für Planetenerkundung des DLR in Berlin. Wichtigstes Projekt der EUNEASO ist das OCA-DLR-Asteroid Survey mit einem 90 Zentimeter Teleskop in Südfrankreich.
Neben den staatlich geförderten Projekten und Programmen haben sich inzwischen auch private Initiativen zur Förderung und Koordination der NEO-Überwachung gebildet. Dazu gehören neben der internationalen Spaceguard Foundation auch die 1994 gegründete russische Space Shield Foundation.
Noch immer fehlen in einigen Regionen wichtige Beobachtungs- stützpunkte. Ein Spaceguard Projekt in Australien, das die wichtige Südhemisphäre abgedeckt hatte, geriet 1996 durch Kürzung der staatlichen Förderungen in finanzielle Bedrängnis. Die dortigen Astronomen hatten bis zu diesem Zeitpunkt mehr als die Hälfte aller heute bekannten NEOs entdeckt.
In seinem Appell an die amerikanischen Regierungsvertreter betonte Clark Chapman abschließend, wie vergleichsweise „billig“ ein fundiertes Spaceguard Projekt sei: “ Der Kinofilm „Deep Impact“ hat allein mehr Gelder an den Kinokassen eingenommen, als das gesamte Spaceguard-Projekt von seinem Anfang bis heute gekostet hat.“
Stand: 19.01.2002