Der demographische Wandel hat global zu einer beispiellosen Zunahme von alten Menschen und einer – außerhalb von Europa und Nordamerika – ebenfalls starken Zunahme der Zahl der jungen Menschen geführt. Heute leben auf der Erde 578 Millionen Menschen, die älter als 60 Jahre sind. Bessere medizinische Versorgung erhöhte die Lebenserwartung und die Anzahl der alten Menschen nahm zu. Gleichzeitig bereiten sich wegen der hohen Kinderzahlen in der Vergangenheit so viele Jugendliche wie noch nie auf das Erwachsenendasein vor. Zur Zeit leben mehr als 1,05 Milliarden junge Menschen im Alter zwischen 15 und 24 Jahren auf der Erde. Im Weltbevölkerungsbericht der Vereinten Nationen von 1998 werden diese Jungen und Alten als „die neuen Generationen“ bezeichnet.
Durchschnittsalter der Weltbevölkerung
Welt
1950: 23,5
1998: 26,1
2050: 37,8
Industrieländer
1950: 28,6
1998: 36,8
2050: 45,6
Entwicklungsländer
1950: 21,3
1998: 23,9
2050: 36,7
Afrika
1950: 18,7
1998: 18,3
2050: 30,7
Europa
1950: 29,2
1998: 37,1
2050: 47,4
(Quelle: BiB-Mitteilungen, 1/99)
In den Industrienationen ist der Alterungsprozeß so weit fortgeschritten, daß in den kommenden Jahrzehnten auf zwei Erwerbstätige ein Rentner kommen wird. Dieses ungünstige Verhältnis von Erwerbstätigen und Rentnern wird sich durch die weiterhin sinkende Zahl der Bevölkerung im Erwerbsalter noch weiter verstärken und finanzielle und wirtschaftliche Probleme mit sich bringen.
In den Entwicklungsländern werden die sinkenden Geburtenzahlen in den kommenden Jahrzehnten einen „demographischen Bonus“ bewirken. Viele junge Menschen werden zur Erwerbsbevölkerung stoßen und gleichzeitig weniger Kinder zur Welt bringen. Dies kann zu mehr Investition, höherer Produktivität und schnellerer Wirtschaftsentwicklung führen, wenn es gelingt, die entsprechenden Voraussetzungen zu schaffen.
Von 1965 bis 1990 stieg beispielsweise das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf in Ostasien jährlich um durchschnittlich 6,1 Prozent. Die demographischen Trends trugen dazu zwischen 0,9 und 1,5 Prozent bei. Die Wirtschaft profitiert von der Jugendlichkeit der Bevölkerung. In den kommenden Jahren wird die zunehmende Alterung dieser Gesellschaften jedoch für niedrigere Wirtschaftszahlen sorgen. Das betrifft zum Beispiel Singapur, Südkorea oder Hongkong. Der „demographischer Bonus“ könnte auch in Südasien das Wirtschaftswachstum fördern.
Dieser Effekt ist jedoch zeitlich begrenzt. Das Tempo der Alterung hängt davon ab, in welcher Phase des „demographischen Übergangs“ sich ein Land befindet. Beschleunigt sich das Tempo des Übergangs, steigt der Anteil älterer Menschen rasch an. Die meisten heutigen Entwicklungsländer haben jedoch noch einen langen Weg vor sich, bis sie „so alt“ sind wie viele europäische Länder.
In etwa 60 Jahren wird der Bonus durch den „demographischen Wandel“ in allen Ländern aufgebraucht sein. Danach wird die wirtschaftliche Entwicklung langsamer verlaufen. Länder, die diesen Bonus genutzt haben, können dann auf ein solides Wirtschaftsfundament zurückblicken. In Ost- und Südostasien wurde zum Beispiel angesichts sinkender Geburten- und hoher Beschäftigungsraten in das Gesundheitswesen investiert. Das wiederum unterstützt das Wirtschaftswachstum, auch in Zukunft.
Stand: 21.11.2001