Dieses Jahr sollen die Vereinten Nationen in einer Generalversammlung über die Umsetzung der Kairoer Beschlüsse befinden. ICPD + 5 bedeutet Rückblick auf fünf Jahre. Als positiv kann hier verbucht werden, daß die Geburtenraten zurückgegangen sind. Das ist sicherlich der jahrelangen Investition in Entwicklungsarbeit und Familienplanungsmaßnahmen zu verdanken. Nach demographischen Schätzungen ist die Bevölkerung der Entwicklungsländer heute um eine halbe Milliarde kleiner, als sie ohne diese Programme wäre. Sie zeigen bei niedrigen Investitionen bereits einen großen humanitären und praktischen Erfolg.
Es wird sich aber auch herausstellen, daß die Kairoer Planziele von den Industrieländern nicht eingehalten wurden. Von den 9,5 Millionen US-Dollar, die 1995 insgesamt für Bevölkerungs- und reproduktive Gesundheitsmaßnahmen ausgegeben wurden, wurden 78 Prozent von den Empfängerländern selbst aufgebracht. Der Kairoer Aktionsplan sieht aber für das Jahr 2000 nur 67 Prozent für diese Länder vor. Schlimmer noch ist, daß 1996 die vorläufigen Zusagen staatlicher Entwicklungshilfen von 1,372 auf eine Milliarde US-Dollar zurückgeschraubt wurden. Wenn es dabei bleibt, würden die Industrieländer weniger als ein Fünftel der Kosten des Kairoer – Aktionsprogramms übernehmen.
0,7 Prozent des Bruttosozialprodukts der Industrieländer sollen nach einem international anerkannten Ziel für Entwicklungshilfe ausgegeben werden. Das erfüllen bislang nur die Länder Schweden, Norwegen, Dänemark, Finnland und die Niederlande. Die meisten Industrieländer erreichen nicht einmal annähernd so viel.
Die Kürzung oder Nichterfüllung des Entwicklungshilfeetats ist erschreckend kurzsichtig. Wenn nicht weiter angemessen in Bevölkerungs- und Familienplanungsprogramme investiert wird, die die individuelle Entscheidung, Gesundheit und Wohlfahrt des einzelnen in den Mittelpunkt stellen, kann das fatale Folgen für die Zukunft haben. Denn das Ziel ist noch lange nicht erreicht.
Stand: 22.11.2001