Erst der Sieg der Oktoberrevolution der Kommunisten um Lenin und Trotzki setzte diesem ersten internationalen Ölrausch in der Kaspi-Region 1920 ein abruptes, wenn auch nur vorläufiges Ende. Ein dreiviertel Jahrhundert wurde es still um diese Region – zumindest was den Einfluss der westlichen Industrieländer und der großen weltweit agierenden Erdölkonzerne betraf.
Die entstehende Sowjetunion aber streckte begehrlich ihre Fühler nach der ölreichen Region in der Nähe des Kaukasus aus und brachte bald den Handel unter ihre Kontrolle. 70 Prozent des russischen Ölbedarfs kamen beispielsweise während des zweiten Weltkriegs aus den Quellen um Baku. Mit der Zeit aber sank der Stern Aserbaidschans als führende Erdölregion der Sowjetunion langsam aber sicher. Im Ural und später auch in Sibirien wurden riesige Ölfelder entdeckt und ausgebeutet, die schnell die Förderung in Baku um ein Vielfaches übertrafen. Gerade einmal 2,1 Prozent des russischen Öls kamen deshalb 1990 nur noch von der Apsheron-Halbinsel im Kaspischen Meer.
Das Ende von Glasnost und Perestroika und der Zerfall der Sowjetunion sorgten dann für eine erneute Wende. Politiker junger Staaten wie Aserbaidschan oder Turkmenistan – dort lagern die viertgrößten Erdgasreserven weltweit – träumen jetzt davon, mit den Geldern von Öl- und Gas-Multis ihre Nation zu einem Schlaraffenland inmitten der trostlosen Steppe zu machen. Und nicht nur die Machthaber, auch die einfache Bevölkerung der Länder soll von dem erwarteten neuen Reichtum profitieren. Jedem eine eigene Superlimousine und eine eigene Datscha, so lauten zumindest die Wahlversprechungen von Politikern wie Nijasow, dem langjährigen Präsidenten von Turkmenistan.
Immerhin: Der Rubel beginnt zu rollen. 1997, nicht einmal zehn Jahre nach dem Zerfall der Sowjetunion, hat ein mächtiges Konsortium bestehend aus sieben Nationen und einem Dutzend Firmen in Aserbaidschan mit der Rohölförderung und Lieferung begonnen.
Stand: 07.11.2001