90 Prozent aller Störe weltweit leben auch heute noch im Kaspischen Meer. Sie gehören zu den größten Süßwasserfischen und sind in der Fischereiindustrie begehrt. Vor allem liefern sie den berühmten Kaviar und bilden deshalb für die Fischer in der Region eine kräftig sprudelnde Einnahmequelle.
25 verschiedene Störarten tummeln sich in den Gewässern der Erde, viele davon ausschließlich im Kaspischen Meer und der Wolga. Der größte Stör ist der Hausen, er wird fast neun Meter lang und bis zu 1.200 Kilogramm schwer. Alle Störe sind relativ träge Bodenfische, die mit ihren Bartfäden Nahrung am Grund des Sees oder des Flusses aufspüren. Wirbellose Tiere, aber auch Fische, Schnecken und Krebse stehen auf der Speisekarte dieser Tiere ganz oben. Zur Fortpflanzung ziehen die Störe flussaufwärts, wo sie ihre Laichplätze haben. Vor allem in der Wolga wimmelt es in dieser Zeit von Stören, die später dann wieder mit den Jungtieren in das Kaspische Meer zurückwandern.
Doch die Störpopulationen im Kaspischen Meer sind längst nicht mehr intakt. Dies lässt sich schon an der Entwicklung der Fangquoten der Störfischer in den letzten knapp 20 Jahren erkennen. Sagenhafte 30.000 Tonnen wurden noch 1985 angelandet, 1990 waren es nur noch 13.300 Tonnen und 1994 dann gerade mal noch 2.000 Tonnen. Im Jahr 2000 dann hatten die Störfischer bereits Probleme, genügend Störe aus dem Meer zu ziehen, um die noch einmal stark reduzierten Fangquoten überhaupt zu erreichen. Nicht nur Ölrückstände und Schadstoffe belasten die Fische, auch die Wilderei nimmt immer gewaltigere Ausmaße an. Experten eines Fischereiforschungsinstitut in der Region vermuten sogar, das zehnmal so viele Störe illegal gefangen werden wie durch die zugelassenen Fischereischiffe. Seit 1990 – so vermuten Experten im Iran – sind die Störbestände auch deshalb um bis zu 90 Prozent zurückgegangen.
Und eine Besserung ist wohl nicht in Sicht. Die bisher ergriffenen Maßnahmen zum Erhalt des Bestandes – künstliche Vermehrung aller Störarten in so genannten Störwerken, Aussetzen von Jungfischen oder Fangquoten – haben seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion keine Wirkung gezeigt. Die große Armut in den Nachfolgestaaten treibt die Einwohner der Kaspi-Region dazu den Raubbau an den wertvollen Nutzfischen immer weiter zu treiben. Schutzmaßnahmen schrecken die zahllosen Wilderer dabei kaum. Der Hauptgewinn aus dem illegalen Störfang schöpfen aber nicht die Fischer ab, sondern multinational arbeitende Banden, die vor allem die wertvollen Störeier, den Kaviar, außer Landes schmuggeln und dann in den weltlichen Ländern teuer verkaufen…
Stand: 07.11.2001